Am vergangenen Wochenende kramten Nachfahren von Christine Lavant auf dem Dachboden ihres Hauses herum und förderten einen Koffer zutage, der die Dichterin auf einer Fahrt nach Istanbul begleitet hatte. „Sie war zwar öfter bei Dichterlesungen im Ausland, aber dies war ihre einzige große Reise. Eingeladen wurde sie damals von der österreichischen Schule in Istanbul“, erzählt Igor Pucker, Direktor des Museums im Lavanthaus in Wolfsberg, in dem heute eine große Schau anlässlich des 100. Geburtstages Christine Lavants am 4. Juli eröffnet wird.
Der Koffer wird diese Sonderausstellung bereichern, der Kelim, den die Lavant mitbrachte, befindet sich schon längst in jenem Bereich des Museums, der der Schriftstellerin gewidmet ist. Christine Lavant kam also – entgegen landläufiger Meinung – durchaus aus dem Tal hinaus in die Welt. Viele Details dieser Schau werden ein neues Bild der Dichterin zeichnen und die zahlreichen Facetten ihres Wesens vermitteln. Da war nicht nur das verhutzelte, ständig kränkelnde, mit Gott hadernde, von Depressionen und Zweifeln geplagte Weiblein, das sich mit Kopftuch und Zigarette selbst inszenierte. Da war nicht nur die zögerliche Lavant, die mit Vorliebe im Schneidersitz dahockte, um die kalten Füße zu wärmen und Unmengen von schwarzem Tee in sich hineingoss.

Das Lachen der Lavant

Man erlebt auch eine humorvolle Christine Lavant, eine, die durchaus herzlich zu lachen wusste, die selbstbewusst auftrat, die den Umgang mit anderen Künstlern oder Prominenten, die ihr Ehrungen überreichten, genoss. In einem Film, der ein Jahr vor ihrem Tod entstand und ebenfalls in der Schau zu sehen ist, war sie nicht nur die Hauptdarstellerin. „Hier führte sie auch Regie“, erzählt Pucker. Und war in ihrem Pass aus dem Jahr 1939 als Berufsbezeichnung noch „Kunstmalersgattin“ zu lesen, so stand da in den 1950-er Jahren schon „Schriftstellerin“.
Dargestellt werden darüber hinaus die Christine Lavant als Malerin – wie beeindruckende Bilder beweisen – sowie ihr Einfluss auf die bildende Kunst. Den Maler Werner Berg, mit dem sie, wie man heute weiß, eine Amour fou verband, inspirierte sie zu ausdrucksstarken Ölbildern, Zeichnungen und Holzschnitten.

Einfluss auf bildende Kunst

Zwei Künstler der Gegenwart, Manfred Bockelmann und Johanes Zechner, haben sich für diese Ausstellung ebenfalls auf Leben und Werk Christine Lavants eingelassen. Bockelmann schuf großflächige, die Tiefe der Lavantschen Seele auslotende Bilder. Zudem verzichtet er in diesem Sommer auf seine Küchentür, die ein Gedicht aus Lavants Band „Der Pfauenschrei“ ziert. Die Tür steht im Museum im Lavanthaus.
Johanes Zechner punktet mit dicht gehängten Bildern, welche seine Auseinandersetzung mit der Lyrik Lavants widerspiegeln. Ein Mobile, dessen Mittelpunkt eine von Christine Lavant noch selbst gestrickte Jacke bildet, nennt Zechner „das Hindenken zur Lavant als Person“. Von Zechner liegt auch ein Buch auf, das seine Bilder der Lyrik Lavants gegenüberstellt.