"Als ich meinen Bruder in der Polizeidienststelle besuchte, musste er eine Todesnachricht überbringen – das war für mich ein Schlüsselmoment, Polizistin zu werden.“

Was für die meisten zu den belastendsten Pflichten gehört, war für die damals 20-jährige Waltraud Dullnigg die Hauptmotivation: „Die Verantwortung, mit Menschen auch in schwierigsten Momenten zu kommunizieren, hat mich sofort fasziniert. Morgens nicht zu wissen, was tagsüber passiert, ist bis heute spannend.“

Spannend sind auch viele Auftritte der gebürtigen Murauerin, in denen sie seit vier Jahren die Kärntner über Straftaten und grausame Verbrechen informiert. Einer der „Höhepunkte“ in letzter Zeit war der Mord an einer Hochschwangeren in Paternion.

Wie verarbeitet „frau“ solche Taten? „Für mich ist die beste Art der Bewältigung, das mit Kollegen zu besprechen.“

Ihrer Bedeutung als Frau ist sie sich bewusst: Viele Opfer von Sexualdelikten reden lieber mit Polizistinnen. Der Drogentod einer 15-Jährigen ist ihr sehr nahe gegangen. Und manche Aufgaben fielen ihr zu, weil die Kollegen ihre weibliche Einfühlsamkeit geschätzt haben. Daraus aber Privilegien und Vorteile abzuleiten, käme ihr nie in den Sinn: „Es ist nach wie vor ein vorwiegend männerdominierter Beruf, wo ,frau‘ sich in ein Team einarbeiten muss. Außerdem gilt für mich: gleiche Ausbildung, gleiche Bezahlung, gleiche Arbeit. Frauen und Männer sollten überall gleichgestellt sein.“

Das ist ihr nicht nur als Pressesprecherin wichtig, sondern auch in ihren Funktionen als Personalvertreterin und als Bundes- und Landesfrauenbeauftragte: „Ich fühle mich geehrt und bin stolz, dass ich für die Landespolizeidirektion Kärnten und für über 2000 Kollegen sprechen darf.“

Hobbywirtin hinter der Theke

Wann immer es sich ausgeht, fährt sie nach Murau zu ihrem Lebensgefährten und dessen zwei Töchtern. In seinem Hotel-Restaurant wird sie zur „Hobbywirtin hinter der Theke“. Entspannen kann sie beim Jagen und bei Krimis, „wo ich mich oft frage, wie ich als Ermittlerin handeln würde“.

Offene Wünsche? Reisen nach Schweden, Norwegen und Russland. „Und eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn.“ Wenn dort ein mysteriöses Verbrechen geschähe, könnte sie sogar auf Hercule Poirots „Mord im Orientexpress“-Spuren wandeln. Irgendwie würde das gut zu ihr passen.