Der Innungsmeister der Sparte Bau in Kärnten, Robert Rauter, ebenso Geschäftsführer der M&R Bau in Feldkirchen, weiß, die verbauten Betonmengen reduzierten sich heuer um 25 Prozent. Vor allem Wohnprojekte werden nicht mehr durchgeführt. „Der Einbruch beim Eigenheimbau kann mit 80 Prozent angegeben werden“, sagt Rauter. „Privatpersonen kriegen ihre Finanzierungen nicht zusammen.“ Seine Prognose für das kommende Jahr: „Der Hochbausektor wird schwächeln. Der Tiefbau wird am gleichen Niveau bleiben.“

Prämien erhöhen

Die prekäre Situation abschwächen könnten unter anderem Gelder aus dem Bildungsfonds, Baumaßnahmen und Sanierungen im Bereich Schulen und Kindergärten könnten so der Baubranche eine Hilfe sein. Ein Sanierungsbonus oder eine CO₂-Wohnungsprämie ebenfalls. Eine Verdichtungsprämie in der Höhe von 15 bis 20 Prozent der Investitionssumme für Dachbodenausbauten, die ja auch Bodenversiegelung verhindern würden, könnte eine weitere Lösung sein. Um den Erwerb von Eigenheimen zu erleichtern, müssten Mietkaufmodelle als Möglichkeit diskutiert werden.

Franz Roth hat eine gute Auftragslage
Franz Roth hat eine gute Auftragslage © Markus Traussnig

In den Unternehmen der Region heißt es, sich an die Situation anzupassen, um sie bewältigen zu können. Die Insolvenz des Traditionsunternehmens Sallinger in Liebenfels schreckte auf. Als Grund für die Pleite des Betriebes werden die Rückgänge im Bereich Hausbau angegeben.

Viele fahren die Strategie der Vielseitigkeit, etwa Franz Roth, Chef von Holzbau Roth. „Unsere Auftragslage ist gut. Wir bauen in allen Größen, machen auch große Gewerbebetriebe“, erklärt er. Heuer finalisierte man unter anderem eine Bankfiliale in Klagenfurt.

Ringen um Kunden

Innengestaltung hat Roth auch im Portfolio, ebenso wie Fassaden, Zubauten, Carports oder Seeeinbauten. Mit 50 Mitarbeitenden schaffte man im heurigen Jahr 300 Aufträge. Die Zeiten seien jedoch herausfordernd: „Und wir versuchen, durchzukommen.“ Positiv sei die Besinnung der Kunden auf Qualität und regionale Firmen, die man als vertrauenerweckend ansehe. „Die höheren Preise bedürfen oft des Jonglierens mit den Kundenwünschen“. Roth: „Wir versuchen, Alternativen vorzuschlagen. Wir überzeugen die Kunden, dass es vielleicht besser ist, den Pool nicht gleich anzuschaffen und sich dafür auf den Grundstock zu konzentrieren, nämlich das Haus“, erklärt er mit einem Augenzwinkern.

Aktuell ist der Chef am Laufen, um Aufträge für 2024 zu lukrieren. Roth: „Man geht dann beruhigter in die Winterpause.“

Breit aufgestellt: Klaus Huber (links) mit seinem Team. Verstärkung wäre herzlich willkommen
Breit aufgestellt: Klaus Huber (links) mit seinem Team. Verstärkung wäre herzlich willkommen © Martin Steinthaler | tinefoto.co/KK

„Es gibt einen Rückgang“, bestätigt auch Baumeister Klaus Huber, der sein Unternehmen in Bodensdorf hat. Im Wohnbau würden Projekte zurückgestellt. Im Neubausektor gebe es zwar noch Nachfrage, aber wer bauen will, um dann zu verkaufen oder zu vermieten, dem seien durch die aktuelle Zinslage und die hohen Preise Grenzen gesetzt. „Es ist nicht mehr umsetzbar“, so Huber.

Preise für Wohnen zu hoch

Miet- und Verkaufspreise werden zu hoch. Das weiß Huber auch von eigenen Projekten. Ein Gewerbeprojekt, das er selbst gebaut und dann vermietet hätte, legte er bereits ad acta. Er habe aber aufgrund der Angebotsbreite in der Firma – von Planungsarbeit bis Erstellung von Projektstudien – genug Arbeit. Dennoch treffe der Arbeitskräftemangel auch sein Unternehmen. Im technischen Bereich suche man Mitarbeitende.

Jürgen Nageler: Kunden gehören mit Qualität gehalten, Kooperation mit anderen Firmen erleichtert raue Zeiten
Jürgen Nageler: Kunden gehören mit Qualität gehalten, Kooperation mit anderen Firmen erleichtert raue Zeiten © MANFRED SCHUSSER

Jürgen Nageler ist seit 25 Jahren Tischler in Feldkirchen. Flaute hat er nicht zu beklagen, obwohl er im Bereich Einfamilienhaus stark tätig ist. „Der klassische Häuslbauer ist jetzt sicher ein Problem. Aber man muss zwischen Neubau und Sanieren sowie Einrichten unterscheiden.“ In den letzten beiden Bereichen sieht er für sich „immer große Möglichkeiten, um Arbeit zu haben.“ Aber man müsse die Kunden zufriedenstellen, um sie halten zu können. „Nur auf Neukunden zu bauen, das geht nicht.“

Freiberufliche Mitarbeiter

Nageler hat sich in den vergangenen Jahren schon auf die Umwälzungen eingestellt, um die raueren Zeiten zu bewältigen. Es sei vieles vorhersehbar gewesen, zum Beispiel, dass der Zinsmarkt wieder steigen würde, sagt Nageler. Ebenso, dass die Arbeitskräfte weniger wurden. Nageler arbeitet mit freiberuflichen Mitarbeitern, die es bei Tischlern heute verstärkt gibt. Er tut das im engen Austausch mit anderen Unternehmen.

Auch Maschinen werden mit Firmen, mit denen Nageler in engen Kontakt steht, ausgetauscht. So sind die heute üblichen kürzeren Bauzeiten und Personalausfälle besser zu bewältigen. Außerdem hat Nageler so auch immer das richtige Personal für die heute sehr komplexen Arbeitsaufträge. Um sich abzusichern, übernimmt er auch die Planung von Aufträgen über seine Tischlerarbeit hinaus und koordiniert mehrere Gewerke. Alle diese Kooperationen fänden „in einem kleinen Kreis, aber mit großer Wertschätzung“ statt.