Das Gondelprojekt in Triest schlägt hohe Wellen. Die Stadt hat es mit dem Projekt, das sie erst im Vorjahr der Öffentlichkeit präsentierte, sehr eilig. Dessen Bau wurde mit dem Jahreswechsel EU-weit ausgeschrieben, die Frist zur Anbotslegung endet in weniger als einem Monat. Das Projekt, das den Hafen und den Karst mit Kabinen verbinden soll, kostet – derzeit geschätzt – mehr als 52 Millionen Euro. Die Kosten würden über einen staatlichen Fonds für verkehrstechnische Infrastruktur gedeckt. Damit die Gemeinde die Bundesmittel ausschöpfen kann, müssten die Ein- und Ausstiegsstationen für die Gondelbahn schon im Herbst 2024 stehen. Eventuell könnte man noch auf einen Fristaufschub bis 2026 hoffen.

Ob sich zu diesen unsicheren Konditionen überhaupt jemand findet, der die Idee verwirklichen mag? Wer weiß, denn letztendlich handelt es sich um ein Prestige-Objekt. Auf Youtube wirbt die Stadt für ihre Idee mit einem Video, das unter anderem die Gondelbahn in Lissabon zeigt.

Gegner beschreiten Rechtsweg

Am Dienstag luden die Gegner der Gondel-Idee in Triest zur Pressekonferenz. Die Gruppe nennt sich „No Ovovia“ („Keine Seilbahn“) und sagte, sie werde jetzt den Rechtsweg bestreiten. Um die Anwaltskosten abzudecken, wurde ein Crowdfunding gestartet. Bereits Mittwochabend waren unter https://sostieni.link/32774 9683 Euro eingegangen. Ziel sind 10.000 Euro. „Nach einem Jahr, in dem die Stadtverwaltung das Recht derart benutzt hat, um dieses Projekt durchzusetzen, ist es nun nötig, eine unabhängige Stelle einzuschalten, um zu überprüfen, ob die Gesetze respektiert wurden“, sagte William Starc von der „No Ovovia“. Unter anderem wird die technische Machbarkeit infrage gestellt. Weiters soll die Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet werden.

„Es gibt einige Fragen, die noch nicht beantwortet wurden. Darunter zum Einfluss der Windböen auf die Gondelbahn. Wer zahlt, wenn die an der Ausschreibung teilnehmenden Firmen am Ende ihrer Projektstudie erkennen sollten, dass es nicht umsetzbar ist. Wer kommt für Schäden auf, die eventuell entstehen? Ich denke, es wird der Steuerzahler sein“, sagte sich Starc.

„Grüne Alternative“

Der Triester Wind, die Bora, gilt übrigens als einer der stärksten Winde der Welt. Was die Stromversorgung anbelangt, gab es im vergangenen Sommer in Triest immer wieder Probleme mit Elektro-Blackouts und sogar Warnungen, Liftanlagen in Wohnhäusern zu benutzen. Ein Teil des Triester Stromes kommt von einer Großanlage in Monfalcone, die im Vorjahr wegen Gasmangels ihr zweites Standbein, eine aus Umweltschutzgründen bereits heruntergefahrene Kohle-Kraftwerksanlage, bis auf Weiteres wieder aktiviert hat.

Die Triester Seilbahn-Idee wird als grüne Alternative im Stadtverkehr angepriesen. Für den Bau würden rund 1100 Bäume gefällt, wofür doppelt so viele in anderen Gebieten nachgepflanzt werden würden. Laut der Triester Tageszeitung „Il Piccolo“ habe die in der Stadt zuständige Abteilung „volles Vertrauen in die eigenen technischen Büros und in den bezüglich des Projektes eingeschlagenen Rechtsweg“. Wie die Triester Mehrheit zum Projekt steht? Man weiß es nicht, da es keine Bürgerbefragung gab.