Als der Vertrag für ihr Mietshaus nach drei Jahren nicht mehr verlängert wird, beschließen Hannes und Joana Erlacher (beide 31), einen Mercedes-Sprinter-Camper auszubauen und gemeinsam mit Sohn Felix (1) und Hund Finn (4) Europa zu entdecken. Jetzt legen die gebürtigen Kärntner aus dem Görtschitztal am Tag im Schnitt 120 Kilometer zurück und haben seit dem Beginn ihrer Reise im Juni schon Tschechien, Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und Norwegen besucht.

"Wir haben immer schon mit dem Gedanken gespielt, auf Reisen zu gehen, aber eher aus Spaß", erklärt Hannes Erlacher, der bis vor Kurzem noch in der Nähe des Attersees im Salzkammergut gewohnt hat und sich jetzt auf den Lofoten in Norwegen befindet. "Der eigentliche Auslöser waren dann aber die explodierenden Mietpreise", erklärt er weiter: "Wir haben einfach nichts Brauchbares mehr zum Wohnen gefunden."

Hannes und Joana Erlacher sind mit ihrem Sohn Felix und Hund Finn quer durch Europa unterwegs
Hannes und Joana Erlacher sind mit ihrem Sohn Felix und Hund Finn quer durch Europa unterwegs © Instagram/@bellandthebus

Wohnungssuche mit Hund schwierig

Vor allem mit einem Haustier sei die Haus- und Wohnungssuche schwierig gewesen, entweder habe es ein striktes Tierverbot oder keinen Garten für Hund Finn gegeben. Hannes und Joana hoffen nun, dass sich der Immobilienmarkt während ihrer Abwesenheit etwas beruhigt. In der Zwischenzeit genießen sie die atemberaubende Landschaft Norwegens.

Felix am Hesten mit Blick auf den Segla auf der Insel Senja
Felix am Hesten mit Blick auf den Segla auf der Insel Senja © Instagram/@dieoerlinis

Länger als drei Tage bleiben sie aber nie am selben Ort, wie Hannes erklärt: "Wir sind ständig in Bewegung und kommen viel herum, was das Leben im Camper aufgrund der hohen Spritpreise in Skandinavien auch teuer macht." Trotzdem kommen Hannes und Joana gut über die Runden: Denn beide arbeiten digital aus dem Homeoffice und verfügen über genug Erspartes, um im Notfall auch unerwartete Ausgaben tätigen zu können.

Gute Vorbereitung wichtig

Böse Überraschungen gibt es zum Glück selten, da die junge Familie viel Zeit in den Umbau und die Ausstattung des Campers gesteckt hat. "Besser man investiert am Anfang an den richtigen Stellen, bevor dann im Laufe der Reise Komplikationen auftreten", empfiehlt Hannes, der große Teile in dem Camper mithilfe seiner Freunde selbst entworfen, fertiggestellt und eingebaut hat.

Blick vom Offersøykammen auf den Lofoten
Blick vom Offersøykammen auf den Lofoten © Instagram/@dieoerlinis

Das Leben auf engem Raum stört die jungen Eltern wenig. "Natürlich ist es manchmal anstrengend, mit einem kleinen Kind unterwegs zu sein, aber das wäre zu Hause ja nicht anders", lacht Hannes, der sich schnell an die neuen Lebensumstände gewöhnt hat. Auch die Limitierung von Wasser und Strom machen ihm wenig aus – ganz im Gegenteil. "Mit nur 100 Litern Wasser, die einem pro Tag für Hygiene, Abwasch und vieles mehr zu Verfügung stehen, beginnt man, seinen Wasserverbrauch zu überdenken und sparsamer zu werden", betont Hannes. Er weiß, dass sich eine solche Europatour nicht für jeden anbietet, möchte aber Gleichgesinnte dazu motivieren, "sich drüber zu trauen". Über ihren Instagram-Account @dieoerlinis nehmen sie Interessierte mit zu ihren Abenteuern. 

Weihnachten zu Hause

Generell sei die "Camper-Community" auf Instagram und anderen sozialen Netzwerken stets im engen Kontakt und gut vernetzt: Man trifft sich auf Park- und Campingplätzen europaweit und immer wieder auf gemeinsamen Reisen. Auch Joana und Hannes, die sich mittlerweile im südlichen Norwegen befinden, treffen unterwegs regelmäßig Freunde. Im Herbst und Winter geht es dann weiter über Frankreich und Spanien nach Portugal. Weihnachten soll zu Hause in Österreich gefeiert werden und ab dem neuen Jahr fährt der Camper der Familie Erlacher Richtung Balkan.