Vor rund einem Jahr gab es in Kärnten die erste Sichtung eines Wolfsrudels. Inzwischen sind zwei Gruppen inklusive Nachwuchs per DNA nachgewiesen: "Das Hochstadel-Rudel besteht aus zwei Eltern und mindestens sechs Welpen. Das Kreuzeck-Rudel aus zwei Eltern und zumindest drei Jungtieren. Wir haben Hinweise auf ein drittes Rudel am Dobratsch, da wurden bei einem Riss drei Wölfe festgestellt", sagt Kärntens Wolfsbeauftragter Roman Kirnbauer. Bei Weißbriach im Gitschtal und in Reisach (Gemeinde Kirchbach) wurden Wolfspaare nicht nur gesichtet, sondern auch gefilmt. Sie könnten Teil eines Rudels sein oder aktuell an sogenannten Rendezvousplätzen ein solches gründen.

28 Wölfe wurden im gesamten Vorjahr in Kärnten nachgewiesen, fünf neue Individuen heuer – damit beheimatet Kärnten mindestens 33 Wölfe. 390 Schafe haben sie 2022 gerissen, 400 gelten als vermisst. "Das sind die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer ist natürlich weit höher", erklärt Josef Obweger, Obmann des Kärntner Almwirtschaftsvereins. Im Vergleich dazu erscheint der Abschuss von drei Wölfen verschwindend gering, denn gleichzeitig steigt die Population der Räuber Jahr für Jahr an. "Internationale Daten zeigen, dass sich die Zahl der Wölfe pro Jahr stets um 30 bis 35 Prozent erhöht", so Obweger. Die Verordnung, die den Abschuss der Wölfe erleichtert, sei ein wichtiger Schritt, aber zu wenig.

"Die Kärntner Wolfsverordnung stellt nicht auf eine Anzahl von Wölfen oder Rudel in Kärnten ab, sondern auf ihr problematisches Verhalten und das Sicherheitsrisiko, das sie darstellen. Wir haben bereits eine sehr strenge Verordnung, sollten sich aber weitere rechtliche Möglichkeiten, beispielsweise auf EU-Ebene, ergeben, wäre Martin Gruber jedenfalls bereit, sie nochmals zu verschärfen", heißt es aus dem Büro des ÖVP-Landeshauptmannstellvertreters.

Weniger Schafe auf der Alm

In einem Monat beginnt der Almauftrieb, die Schaf- und Ziegenbauern sind verunsichert. "Nebenerwerbsbetriebe lassen die Schafhaltung überhaupt bleiben. Viele andere überlegen sich, ob der Auftrieb noch Sinn macht", so Obweger. 14.000 Schafe wurden noch im Jahr 2020 auf Kärntner Almen getrieben, im Vorjahr waren es um rund 1000 weniger. Wolfsrudel würden neben Schafen und Ziegen aber auch Rinder bedrohen. Obweger: "Es gab schon Risse."

Kritik der FPÖ

"Die Population an Wölfen steigt massiv an. Der ständige Verweis von ÖVP-Referent Gruber auf seine Wolfs-Verordnung ist eine reine ´Wolfsshow´. Denn diese Verordnung ist völlig zahnlos. Gruber feiert sich für drei Abschüsse medial ab, während sich zugleich die Zahl der Wölfe und der Wolfsrudel in Kärnten vervielfacht hat. Und der Schaden ist bereits eingetreten, denn viele Bauern treiben ihre Schafe und Ziegen gar nicht mehr auf die Alm. Wann wacht diese Landesregierung endlich auf?", fragen FPÖ-Chef Erwin Angerer und der freiheitliche Landwirtschaftskammer-Vizepräsident Manfred Muhr. Angerer und Muhr kritisieren die scheinheilige Politik der ÖVP: "Die ÖVP hat zwei Gesichter. Nach außen hin gibt sich ÖVP-Chef Gruber als großer Kämpfer gegen die Wölfe! Aber wenn dann, so wie vergangene Woche, die Freiheitlichen einen Dringlichkeitsantrag in der Landwirtschaftskammer für einen Abschussauftrag für alle Wölfe in Kärnten einbringen, lehnt das sein eigener ÖVP-Bauernbund ab!"