Nicht auszudenken, wenn das am Sonntag passiert wäre! Am Samstag, wir stecken mitten in den letzten Vorbereitungen, geht das Licht aus. Und zwei Stunden lang gar nichts mehr. Totaler Stromausfall in Wolfgang Pucks Oscar-Küche, die Herde bleiben kalt, die Elektriker werden hektisch, schuften zwei Stunden – dann ist der Strom wieder da.

Bei Wolfgang klingelt das Handy, Barbra Streisand ist dran: "Wolfgang, es ist mir völlig egal mit was du uns kulinarisch wieder überrascht. Aber mein Chicken-Pot-Pie muss unbedingt dabei sein." Die samtig-cremige Velouté vom Huhn mit frischem Marktgemüse und jeder Menge Trüffel ist der Renner bei vielen Hollywoodstars.

Man kann nicht alle Stars kennen

Wolfgang bittet uns zu einem gemeinsamen Erinnerungsbild zur goldenen Statue am Dolby-Theatre-Entree. Die Fotografen wissen nicht, ob wir prominent oder eigentlich völlig unwichtig sind. Aber wenn sich Wolfgang mit jemanden fotografieren lässt, gehen sie auf Nummer sicher und auf einmal blitzen uns fast 100 Kameras an.

Nach dem Foto adelt uns der Chef mit einem ganz besonderen Ritterschlag: "Mike, Hannes. Ihr habt 15 Jahre bei mir in der Hauptküche geschwitzt, heute arbeitet ihr im großen Ballsaal mitten unter den Stars." Neben insgesamt 46 Flying Dishes, die serviert werden, gibt es unzählige Cooking-Stationen, an denen kulinarischer Nachschub frisch zubereitet wird.

Mike bekommt die Sushi-Station zugeteilt. Plötzlich steht Al Pacino vor ihm und bestaunt die unzähligen innovativen Sushi- und Sashimi-Kreationen, ehe er seine Hand über der ganzen Kollektion kreisen lässt: "Give me one of all."

Mir wird mit Elliott Grover vom "Cut" in London die "Beef Wellington"-Abteilung anvertraut, an der es auch englische Klassiker wie Fisch und Chips gibt. Harrison Ford lächelt mir zu: "Nur Gemüse und Fisch bitte, keine Milchprodukte, kein Fleisch. Ich probiere gerade eine neue Diät aus."

Chris Burdon mit seinem normalerweise gut bewachten Oscar
Chris Burdon mit seinem normalerweise gut bewachten Oscar © KK

Wir reichen auch Wolfgangs berühmte Pizzen aus dem Holzofen, jenen mit Alaska-Lachs und Kaviar. Plötzlich taucht vor meiner Nase eine dieser begehrten Oscar-Statuen auf. Chris Burdon, der Tontechniker von Hollywood-Klassikern wie "King Arthur", "Basic Instinct", "Kingsman" oder "Mission Impossible", hat den Oscar gerade für den besten Ton von "Top Gun Maverick" erhalten und hält mir seine Auszeichnung hin: "Eure Pizza ist echt der Hammer. Eigentlich müsstet ihr dafür einen Oscar kriegen und nicht ich." Ich darf ein Bild mit seinem Oscar machen, bin nervös wie ein Kind – und vergesse völlig darauf, mich mit ihm auch gemeinsam ablichten zu lassen.

Ein Oscar für Hannes "Tschebull" Tschemernjak
Ein Oscar für Hannes "Tschebull" Tschemernjak © KK

Es ist schon nach Mitternacht, Wolfgang zieht seine Kochjacke aus. Für ihn geht es morgen früh gleich zum Flughafen und ab nach Budapest, bei einer Ehrung in seinem "Spago" im neuen Budapester Luxushotel Matild Palace besteht der Gastgeber auf die Anwesenheit des Starkochs.

Feierabend für Wolfgang Puck. In der Früh geht's nach Budapest
Feierabend für Wolfgang Puck. In der Früh geht's nach Budapest © KK

Für uns hat Wolfgang noch ein Abschieds-Abendessen im "Nobu" organisiert, der Nobelrestaurantkette, an der auch sein Freund Robert de Niro beteiligt ist. Bei Kohlenfisch in Miso-Marinade, Palmenherzen in scharfer Jalapeno-Sauce und einem Traumblick über den unendlichen Pazifik lobt mich Elliott Grover vom "Cut" in London für die tolle Zusammenarbeit: "Du musst mal bei mir in London kochen." – "Klar, wenn du bei mir beim Tschebull kochst."

Abgemacht, mit einem Schluck Chablis wird der Deal besiegelt. Und so werden Mike und ich einmal im "Cut" im "45 Park Lane", einem Luxushotel der Dorchester-Collection, kulinarisch aufgeigen und er bei mir in Kärnten.

Und dann sehen wir uns auch 2024 wieder, wenn Wolfgang zum 30. Mal die Oscar-Nacht bekocht. Wir sind jetzt schon neugierig, welche kulinarischen Jubiläums-Überraschungen er sich einfallen lässt.