Ein ganz besonderes Nikolo-Geschenk hatte heuer die Kärntner Landesregierung für die mehr als 3700 Landesmitarbeiter: In der Sitzung am 6. Dezember wurden mit den Stimmen der fünf SPÖ-Mitglieder neue Regeln für eine "geschlechtergerechte Verwaltungssprache" beschlossen.

16 Seiten umfasst das Werk mit dem Titel "Geschlechtergerechte Sprache im Amtsgebrauch. Leitfaden für das Land Kärnten". Dazu gibt es ein Wörterbuch ("Einfach. Sichtbar machen"), mit beachtlichen 71 Seiten. Ziel sei es, dass "zukünftig in der Verwaltung des Landes Kärnten so formuliert werde, dass sich alle Geschlechter angesprochen fühlen", so Landeshauptmann Peter Kaiser und die zuständige Landesrätin Sara Schaar (beide SPÖ) sowie Landesamtsdirektor Dieter Platzer im Vorwort.

"Man" ist künftig "viele"

Und wie man sich diese neue Sprache vorstellt, zeigt ein Blick ins Wörterbuch: Wobei schon der Begriff "man", nicht mehr passend ist. Er soll durch "sie, viele, wir, ich" ersetzt werden. Im gesamten Amt der Kärntner Landesregierung, in allen Bezirkshauptmannschaften und Dienststellen. Und dort in allen E-Mails, Broschüren, Briefen, Formularen und Websites usw.

Überall soll aus dem Polizisten, der Polizistin, eine Polizeikraft werden, aus dem Arbeiter eine Arbeitskraft, eine Beamtin heißt künftig beamtete Person, einige wenige, von Hunderten, mitunter sprachlich aufwendigen Beispielen. Aus einem Bauer wird, zumindest sprachlich, ein landwirtschaftlicher Beschäftigter werden.

"Bauer muss Bauer bleiben"

Letzteres allerdings nicht, wenn es nach der Landwirtschaftskammer Kärnten geht. "Wir protestieren gegen diese Vorgangsweise auf das Schärfste", sagte Landwirtschaftskammerpräsident Siegfried Huber. "Ein Bauer und eine Bäuerin sind keine landwirtschaftlich Beschäftigten, sondern selbstständig tätige Unternehmer."

Selbst die ÖVP, immerhin der Koalitionspartner der SPÖ, geht auf Distanz: "Ich habe diesen Leitfaden nicht mitbeschlossen und ganz bewusst bei der Abstimmung den Raum verlassen. Das ist ein Konvolut voller haarsträubender Unsinnigkeiten und eine ideologische Bevormundung der Mitarbeiter", sagt Landesrat und ÖVP-Chef Martin Gruber. Auch Landesrat Sebastian Schuschnig stimmte nicht mit. Er war in der Woche der Regierungssitzung erkrankt.

"Zerstörung der Sprache"

"Was wir hier mit dem Genderleitfaden und dem dazugehörigen eigenen Wörterbuch erleben, ist eine völlige Zerstörung der deutschen Sprache. Anerkannte Begriffe und Bestimmungen sollen durch teilweise völlig widersinnige Bezeichnungen ersetzt werden", sagt Team-Kärnten-Chef und Bürgermeister Gerhard Köfer. "Dieser Leitfaden gehört in die Mülltonne." Frauen zu stärken, werde durch solche Wörterbücher und Maßregelungen nicht gelingen, ist Köfer überzeugt.

"Es gibt derzeit wirklich wichtigere Dinge, in die wir Zeit, Geld und Personalressourcen investieren müssen, als in die unnötige Verkomplizierung der Beamtensprache", sagt der Kärntner FPÖ-Chef und Nationalratsabgeordnete Erwin Angerer. "Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es den Mitarbeitern des Landes (impliziert Damen und Herren!) ergeht, wenn sie künftig damit bei ihrer täglichen Arbeit traktiert werden", so Angerer.

Philipp Kamnig, Obmann der Freiheitlichen Jugend Kärnten, bezeichnet die Vorgehensweise der SPÖ-Landesregierung und den Leitfaden als "völlig an den Problemen unserer Zeit vorbeigehend.“ Kamnig weiter: "Was die Kärntner brauchen ist ein Zukunftsplan, statt diesem unnötigen Genderwahn."

Selbst SPÖ-Urgestein Rudolf Schober hat – zumindest mit einer gendergerechten Formulierung – keine Freude: "Ich bin als Gendarm eingerückt und als Polizist in Pension. Ich war und werde nie Polizeikraft!!", postete der ehemalige Exekutivbeamte.

"Keine Auswirkung auf die Menschen"

Schaar verwies gegenüber der Austria Presse Agentur (APA) auf eine Höchstgerichtsentscheidung zur Anerkennung einer dritten Geschlechtskategorie und erklärte, es habe zahlreiche Anfragen deshalb gegeben: "Kärnten steht für Gleichberechtigung und Chancengerechtigkeit, für Vielfalt, Toleranz und Respekt – auch das soll mit dem Leitfaden zum Ausdruck gebracht werden." In der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung sei der Beschluss nicht aktiv kommuniziert worden, weil es sich um einen internen Leitfaden handle, "der keine Auswirkungen auf die Menschen in Kärnten hat", so Schaar.

Sarkastisches Posting

Gewohnt wortgewaltig und in diesem Fall sarkastisch ist die Reaktion von Gernot Nischelwitzer, oberster Personalvertreter in der Landesregierung. Auf Facebook schreibt er an die "Sehr geehrte anwesende Landesamtsperson! Vormals sehr geehrter Herr Landesamtsdirektor!", dass er das Vorgehen für ausbaufähig halte: "Unabhängig von der Sinnhaftigkeit eines solchen Leitfadens wäre es zumindest wertschätzend gewesen, wenn die Zentralpersonalvertretung zuvor darüber zumindest informiert worden wäre", so Nischelwitzer. "Vielleicht sollte sich das Frauen- und Gleichbehandlungsreferat eher stärker jenen Problemen widmen, die die ökonomischen, sozialen und wirtschaftlichen Grundlagen von Menschen im Land absichern." Gezeichnet ist das Posting mit "freundlichgegenderten Grüßen, Gernot Nischelwitzer, einen MBA-innehabende Person, Obmannfraudivers der Zentralpersonalvertretung".

Welche Konsequenzen?

Ob die Politiker/die Politikerinnen – jetzt Personen oder Menschen in der Politik – mit den neuen Regeln erfolgreich sind, wird sich zeigen. Ebenso, ob und wie Verstöße dagegen durch Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen – die künftig unter anderen Mitarbeitende, Tätige oder Teammitglieder heißen – geahndet werden. Denn es gibt noch keinen entsprechenden Erlass, den beamtete Personen ausgearbeitet und die politisch Tätigen in der Regierung beschlossen haben.

ÖVP-Chef Gruber hat sich bereits festgelegt: "Ich lehne es ab, dass das nun mit dienstrechtlichen Konsequenzen durchgeboxt werden soll. In meinem Bereich werde ich diese absurden Vorschläge nicht umsetzen. Die öffentliche Verwaltung hat definitiv wichtigere Aufgaben zu erledigen."