Viele Kärntnerinnen und Kärntner sowie Osttirolerinnen und Osttiroler waren Mittwochabend bereits im Bett, als sie einen „heftigen Ruck“ spürten. Um 22.19 Uhr bebte die Erde, das Epizentrum lag rund 13 Kilometer südwestlich des norditalienischen Tolmezzo. Geosphere Austria schreibt von einer Stärke von 4,8. Das Seismologische Zentrum Europa-Mittelmeer (EMSC) hingegen berichtet, dass es sich um ein Erdbeben der Stärke 5,0 nach Richter gehandelt haben soll.

„Als wäre eine Bombe explodiert“

Die Schilderungen, wie das Erdbeben wahrgenommen wurde, schwanken: Drei bis fünf Sekunden lang soll es gewesen sein, manche Italiener berichten gar von rund zehn Sekunden des Rüttelns. Ein Italiener erklärt, es habe sich angehört, als wäre vor seinem Haus eine Bombe explodiert. Ein anderer vergleicht das Erdbeben mit dem „letzten bemerkenswerten Ereignis in dieser Region“ und meint damit jenes Erdbeben von Ostern 1998.

Spannend: Nicht einmal eine halbe Minute später bebte die Erde in Norditalien ein weiteres Mal. In Schlanders im Südtiroler Vinschgau gab es laut Geosphere Austria ein Erdbeben der Stärke 4,0. Und auch Nachbeben hat es gegeben: Um 22.34 Uhr gab es ein Erdbeben der Stärke 0,8 nach Richter, jenes um 22.45 Uhr erreichte wieder 2,2 (laut Geosphere sogar 2,6) und um 23.33 Uhr bebte es ein weiteres Mal (Stärke 0,9). Alle drei fanden jeweils wieder in der Gegend um Tolmezzo statt, 12 weitere folgten laut EMSC bisher.

Berichte vom Erdbeben

Auf der Homepage des EMSC berichtet ein Betroffener aus dem nahen Kötschach-Mauthen: „Ich habe noch nie so ein starkes (Erdbeben) in Kärnten gespürt“. Ein Lesachtaler, rund 37 Kilometer nördlich des Epizentrums, schreibt gar von einem „derben Schlag“. Auch in Villach wurde der Erdstoß von einigen Menschen wahrgenommen. Ebenfalls aus Osttirol kamen zahlreiche Meldungen, von einem „deutlichen Ruckeln“ oder schwankenden Fernsehgeräten berichteten die Menschen aus Lienz, Matrei oder Sillian. Teilweise meldeten sogar Salzburger, dass sie das Beben wahrgenommen hätten.

Auch aus Slowenien meldeten viele Menschen, dass sie das Erdbeben verspürt hätten – insbesondere in Jesenice, Bled, Kranj oder Kranjska Gora. Doch sogar in Kroatien dürfte der Erdstoß spürbar gewesen sein, wenn man einem Betroffenen aus Umag, mehr als 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt, glauben mag.

Stromunterbrechung und herunterfallende Ziegel

Wie „Messaggero Veneto“ berichtet, gab es keine Verletzten und bisher auch keine nennenswerten Schäden. Riccardo Riccardi, Stadtrat für Katastrophenschutz von Friaul-Julisch Venetien, erklärte, dass man die Lage unter Kontrolle habe und man mit Bürgermeistern, Behörden, Katastrophenschutztechnikern und Feuerwehrleuten unterwegs sei, um etwaige Schäden zu identifizieren. Speziell bei unbewohnten Gebäuden könne es Probleme geben, die man gegebenenfalls identifizieren muss. Der Katastrophenschutz sei auf solche Situationen vorbereitet und habe dies erneut unter Beweis gestellt.

Besonders rund um das Epizentrum sollen Menschen aus Angst auf die Straßen gelaufen sein. Im nahen Forni di Sopra gab es für einige Sekunden eine Stromunterbrechung. Coriglio Zannier, Bürgermeister von Socchieve, erklärte gegenüber „Rainews24“, dass man große Angst gehabt habe, einige Ziegel heruntergefallen seien, man nun aber wieder zur Normalität zurückkehren werde.