„Der Schmerz sitzt nach wie vor tief“, sagt Manfred Sauer, Superintendent in Kärnten, zum Thema Karfreitag und die Abschaffung des Feiertags (für Evangelische, Altkatholische und Methodisten-Christen) vor fünf Jahren.

Horuck-Aktion von Türkis-Blau 2019

2019 wurde in einer Hauruck-Aktion der türkis-blauen Regierung Kurz dieser Extra-Feiertag abgeschafft. Ausgelöst wurde das durch einen Entscheid des Europäischen Gerichtshofes. Ein Arbeitnehmer hatte sich mit Unterstützung der Arbeiterkammer wegen Ungleichbehandlung beschwert und war vor die Gerichte gezogen. Der EuGH forderte eine Gleichbehandlung. Obwohl es mehrere Modelle gab, darunter auch jenes, allen Arbeitnehmern am Karfreitag freizugeben, wählte die Regierung den anderen Weg. Sie schaffte den Feiertag ab und führte einen Art „persönlichen Feiertag“ ein, den man schon Monate vorher beantragen müsste.

Wiedergutmachung für Gegenreformation

Eingeführt hatte man diesen Feiertag vor etwa 70 Jahren. Er war explizit als eine Art Würdigung und Ausgleich für die Repressalien der Gegenreformation gedacht, sagt Michael Axmann, Superintendentialkurator in der Steiermark. Die Sozialpartner einigten sich, obwohl es auch damals schon Widerstand wegen Ungleichbehandlung gab. Im selben Paket wurde damals übrigens für die katholische Seite der 8. Dezember als Marien-Feiertag fixiert, der freilich auch von den anderen Konfessionen genutzt werden konnte.

Auch fünf Jahre nach der Entscheidung kann und will man sich nicht damit abfinden. Schon damals gab es breite Kritik, die katholische Kirche stellte sich auf die Seite der Evangelischen. In weiterer Folge rückten alle Parteien bis auf die ÖVP von der Idee ab; allerdings änderte sich nichts.

Dieses Jahr ist ein Wahljahr. Auf breiter Ebene will man in Wien und in den Bundesländern nicht nur mit den Spitzenkandidaten der Parteien sprechen, sondern auch die künftigen Nationalratsabgeordneten persönlich informieren. „Wir verfolgen aufmerksam die Entwicklungen und lassen nichts unversucht“, beteuert Sauer. Doch es ist nicht nur eine Sache der „hohen Politik“: Erst dieser Tage wurden in der Steiermark öffentliche Transparente angebracht, die einen Feiertag fordern. Dies plane man in Kärnten jedoch vorerst nicht.

Feiertag für alle Christen?

Die evangelische Kirche Kärnten sei die erste gewesen, die mit einem Schweigemarsch gegen die Gesetzesänderung demonstriert hatte – auch mit Teilnahme der Katholischen Kirche Kärnten. Sauer: „Wir kämpfen kräftig weiter für den Karfreitag als Feiertag, nicht nur für Protestanten, sondern für alle Christen.“

Der Karfreitag als Feiertag für alle würde Sauer begrüßen: „Aus Gründen der Solidarität sind wir selbstverständlich dafür, dass dieser wichtige Tag entsprechend gewürdigt wird.“ Würde er es allerdings nur für Evangelische werden, habe man auch nichts dagegen.