Blütenweiße Kochjacke, strahlendes Lächeln, spielerisch löffelt er in Suppen oder Saucen und lässt die Essenzen über seinen Gaumen perlen, ehe er sie voller Begeisterung seinen Freunden zum Kosten anbietet. Wie ein Schaufelbagger lässt der 74-jährige seine mächtigen Hände in große Säcke von Zimt oder Koriander gleiten, hievt Gewürzberge auf die Waage, mischt und kostet. Wenn seine vielen prominenten Freunde von Monika Gruber über Uli Hoeness, Arnold Schwarzenegger bis Peter Weck dankbar und glücklich seine Kochkunst loben, dann ist er es auch. Denn so sieht sich Starkoch Alfons Schuhbeck am liebsten – mitten im Leben, mitten in der Arbeit, aber immer umringt von Freunden.

„In der Krise merkst du, wer zu dir steht“

Die sind, nachdem er im letzten Jahr wegen eines Steuervergehens zu drei Jahren und zwei Monaten Gefängnis verdonnert wurde und die Strafe im letzten Sommer antreten musste, weniger geworden. „In der Krise merkst du, wer zu dir steht und wer dich fallen lässt“, stellte er damals ernüchtert fest. Im Spiegelzelt „Teatro“, in dem er vor Tausenden Gästen seine Dinner-Galas zelebrierte, wies man ihm die Tür. Die Restaurants wurden geschlossen. Freunde sind es jetzt ein paar weniger, aber immer noch genügend viele, die ihn und seine Kochkunst schätzen. Dutzende Millionäre, Geschäftsführer, Prominente boten ihm ihre Unterstützung an, Fans patrouillierten vor seinen Läden, baten um Selfies und Autogramme. Bayern München hielt ihm die Treue. Münchens Immobilien-Baron Frank Raudies, seit Jahrzehnten Schuhbeck-Fan und Freund, half ihm finanziell aus der Patsche und rettete die Gewürzläden. Man expandierte sogar, fünf gibt es mittlerweile an der Zahl.

Die Zukunft seiner Gewürzläden war auch der Grund, warum er seinen Strafantritt um Monate hinauszögerte. „Eigentlich wollte ich meine Strafe schnell absitzen und alles rasch hinter mich bringen“, sagte er, „aber ich musste erst die Gewürzläden auf überlebensfähige Beine stellen.“ Tag und Nacht mischte er mit seinen mächtigen Händen Gewürze und schmiedete neue Pläne. „Vom Kochen in Restaurants habe ich genug“, will er sich nun ganz auf seine Passion Gewürze konzentrieren. Niemand weiß so gut über die aphrodisierende Wirkung von Safran oder den schmerzlindernden Erfolg von Schwarzkümmel Bescheid wie er. „Gewürze sind die einzige Medizin, die schmeckt. Und wer viel Würze in sein Leben bringt, tut seiner Gesundheit viel Gutes“, erzählt er in „Alfons Schuhbeck – der Gewürzpapst“, seiner letzten in Marrakesch produzierten Dokumentation, die auf Apple TV sowie auf Amazon Prime zu sehen ist und der nun noch viele weitere folgen sollen.

So sieht sich Schuhbeck am liebsten: beim Kochen
So sieht sich Schuhbeck am liebsten: beim Kochen © KK

Jetzt, als Freigänger, steht er zumindest tagsüber wieder mitten im Geschäft und im Leben. Im Mai wird er 75. Für ihn kein Alter zum Aufhören. Irgendwann danach plant er wieder voll durchzustarten. Die Gewürze der Seidenstraße, seine nächste Dokumentationsreihe, warten schon ungeduldig auf ihn.

Trailer: Alfons Schuhbeck – der Gewürzpapst

Video: Hafterleichterungen für Alfons Schuhbeck