Samstagnacht wurde im Skigebiet St. Oswald stundenlang nach einem 19-jährigen Skifahrer gesucht. Bis er unverletzt auf einem Parkplatz in der Nähe seiner Unterkunft angetroffen wurde. Er war länger als seine Freunde in einer Hütte geblieben und hatte bei der anschließenden Abfahrt ins Tal sein Handy verloren. In diesem Fall ging alles gut aus. Zum Glück.

Der Bericht über die Suchaktion hat jedoch Erinnerungen bei Leopold Salcher geweckt: an eine Suchaktion, die ganz ähnlich begonnen hat, aber ein furchtbares Ende nahm. „Vor fast auf den Tag genau vor 40 Jahren ist ein junger Skifahrer in Kärnten erfroren, nachdem die Einsatzkräfte lange nach ihm gesucht hatten. Er konnte nur noch tot aus dem Schnee herausgezogen werden“, sagt der ehemalige Alpingendarm Salcher, der freier Mitarbeiter der Kleinen Zeitung ist. Er hat damals - am 27. Jänner 1984 - über die Tragödie vom Nassfeld berichtet. „Den Namen des Opfers habe ich nie vergessen,“ sagt er.

Berüchtigtes Gelände

Der 21-jährige Bursche aus Deutschland hatte sich damals bei der Talabfahrt verirrt. Er kam in unwegsames Gelände, kämpfte sich durch Eis und Schnee. „Immer wieder sank er bis zum Bauch in den eisigen Rudnigbach, ehe er erschöpft liegen blieb und erfor“, steht in dem Bericht der Kleinen Zeitung von damals: „Stundenlang folgte eine Suchmannschaft seiner Spur im zwei Meter hohen Schnee, ehe sie die Leiche fanden.“ Bei nächtlichen Temperaturen von bis zu Minus 20 Grad auf etwa 1000 Metern Höhe hatte der 21-Jährige keine Chance.

Der Bursche war zuvor in einer Pension in Hermagor untergebracht gewesen. Seine Gastgeber, auch das ist nachzulesen, hatten noch alle Wirtshäuser in Hermagor nach dem 21-Jährigen abgesucht. Als sie ihn nicht fanden, alarmierten sie die Gendarmerie.

Der Bericht von 27. Jänner 1984
Der Bericht von 27. Jänner 1984 © Leopold Salcher

Todeskampf

Im Nachhinein fand man Folgendes heraus: Der Bursche hatte am Ende der Tröpolacher Alm die markierte Piste verlassen. „Möglicherweise wollte er ein paar Schwünge im schönen Pulverschnee ziehen, wobei er sich aber in den Rudniggraben verirrte. Bei einbrechender Dunkelheit geriet er immer weiter in dieses berüchtigte Gelände, das zur tödlichen Falle wurde“, schrieb die Kleine Zeitung. Der Bursche muss mit aller Kraft gegen seine ausweglose Situation gekämpft haben. „Der Mut der Verzweiflung verlieh dem 21-Jährigen aus Ludwigshafen unglaubliche Kräfte“, ist in dem Bericht zu lesen. Etwa die Hälfte seines Irrweges schnallte er die Schier ab und schleppte sich zu Fuß weiter. Wahrscheinlich hatte er gehofft, er komme ins Tal. „Doch in der Dunkelheit konnte er kaum etwas sehen. „Irgendwann in den frühen Morgenstunden brach der Bedauernswerte zusammen. Er war zu diesem Zeitpunkt völlig durchnässt und mit den Kräften total am Ende.“

Der Titel des Berichtes lautete: „Verirrter Skifahrer sank erschöpft nieder rund erfror.“