Löwenbabys kuscheln sich aneinander. Es sind 23 Junge, eingepfercht in einem kleinen Gehege einer Aufzuchtfarm in Südafrika. Kein Grashalm in Sicht, zum Spielen haben die Tiere nur einen alten Gummireifen. Sie leben für Streichelzoo-Touristen. Später müssen viele der Löwen auch für die Tourismusindustrie sterben.

"Gleich nach der Geburt"

"Wir nehmen die Jungen den Müttern gleich nach der Geburt weg", sagt ein Pfleger auf der Moreson Ranch. "Manchmal erschrecken wir die Mütter mit Autohupen, damit sie weggehen", sagt ein anderer. Die Farm ist einer von rund 170 Betrieben, die Löwen aufziehen, damit Besucher sie beobachten, angreifen oder jagen können.

Täglich kommen Dutzende Touristen. Die Löwenbabys drängen sich in dem etwa 150 Quadratmeter großen Gehege aneinander. Wenn die Besucher sie hochheben und in ihre Kameras halten, versuchen die kleinen Tiere zu beißen und kratzen.

Statt Muttermilch bekommen die Löwenjungen Kuhmilch. Und später nicht rotes Fleisch, das sie eigentlich fressen würden, sondern vor allem Hühnerfleisch. Diese Ernährung mache die Tiere anfällig für Krankheiten und führe zu schwachen Knochen, sagen Tierschützer. Die Leitung der Ranch wollte sich dazu nicht äußern.

Sind die Löwenjungen ausgewachsen, enden sie oft vor den Gewehren von Jagdtouristen. Dazu werden sie an andere Ranches verkauft. Manche Züchter organisieren Jagden auch selbst. Rund 2.500 Löwenbabys ziehe die Streichelzoo-Branche in Südafrika jedes Jahr groß, sagt Linda Park vom Tierschutzprojekt Campaign Against Canned Hunting. Beim Canned Hunting, der Gatterjagd, werden die Löwen in einem umgrenzten Gelände ohne Fluchtweg erlegt. Diese Praxis lehnen Tierschützer und Jagdverbände als unethisch ab.

Das Erlegen eines Löwen gehört zu den teuersten Abschüssen, und kostet umgerechnet rund 18.000 Euro. Das Fell nehmen die Jäger als Trophäe in ihre Heimat mit. Beinahe 90 Prozent der Jagdtouristen kommen nach Angaben des südafrikanischen Berufsjägerverbands Phasa aus den Vereinigten Staaten.

Wie groß der Markt für die Gatterjagd genau ist, ist nicht bekannt. Im Jahr 2013 zählte die Phasa 7.638 Trophäenjagden auf verschiedene Tierarten. Damit setzte die Industrie offiziell 1,1 Milliarden Rand (84 Millionen Euro) um. Im Jahr zuvor schossen Jagdtouristen fast 600 Löwen.

Nach Ansicht von Tierschützern werden die meisten Tiere auf Gatterjagden erlegt. Züchter und Jäger sagen dagegen, Canned Hunting sei selten. "Wir sind gegen Gatterjagd und würden jeden Vorfall der Polizei melden", sagt Phasa-Präsident Hermann Meyeridricks. Auch die Züchter sehen sich innerhalb der Grenzen des Zulässigen. "Mitglieder unseres Verbandes brechen keine Regeln. Aber die offizielle Kontrolle ist ineffizient oder fehlt ganz", sagt Pieter Potgieter vom Zuchtverband für Raubtiere.

Dabei bewegen sich Gatterjäger und Anbieter in einer rechtlichen Grauzone. Laut Gesetz darf ein Löwe nicht unter Beruhigungsmitteln stehen und muss auf einer ausgedehnten Fläche in Freiheit gejagt werden. Illegal ist es auch, ein Tier aus dem Auto heraus zu schießen. Augenzeugen wurde jedoch genau das angeboten.

Farmen sind erlaubt

Löwenfarmen und Streichelzoos sind jedenfalls erlaubt. "Der Umweltminister kann nur verbieten, was einen negativen Einfluss auf das Überleben des Löwen als Tierart hat", erläutert Magdel Boshoff vom Umweltministerium. In Südafrika und auf der Roten Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion IUCN gilt der afrikanische Löwe als gefährdete, nicht als vom Aussterben bedrohte Art.

Das Argument der Züchter: In Gefangenschaft aufgewachsene Löwen zu jagen, schütze frei lebende Tiere vor Wilderern. "Man muss anerkennen, dass sich die Tierbestände in manchen Gegenden durch die Trophäenjagd erholt haben, weil die Einheimischen dadurch Jobs haben", sagt auch WWF-Pressesprecher Jörn Ehlers. Aber die Population der wilden Löwen in Südafrika ist nach Auskunft des Tierasyls Lion's Rock in den vergangenen 20 Jahren um 80 Prozent auf rund 3.000 Tiere gesunken. Trotz des Züchtens.