Von der Outdoorjacke bis zum Toilettenpapier, von der Bratpfanne bis zum Handy: Es ist eine kaum überblickbare Menge an Alltagsgegenständen, in denen sie enthalten sind. Die Rede ist von "per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen", kurz PFAS oder auch "Ewigkeitschemikalien" genannt. In der EU reifen die Überlegungen, diese künstlichen Substanzen pauschal zu verbieten. Folgt die EU-Kommission dem entsprechenden Vorschlag der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), müsste die Industrie Alternativen für etwa 10.000 Anwendungen finden, schätzen Fachleute.

Bisher gab es in der EU nur Einschränkungen für einzelne Substanzen aus der PFAS-Gruppe, doch Studien zeigen, dass viele, wenn nicht alle der rund 4700 PFAS-Stoffe schädlich für Mensch und Tier sein dürften. Und das Problem wächst: Denn jene Eigenschaften, die die wasser- und schmutzabweisenden, feuerfesten und extrem stabilen Substanzen seit Jahrzehnten so beliebt machen, bleiben auch nach dem Lebensende der entsprechenden Produkte erhalten. Die Chemikalien verbreiten sich dann über Flüsse und die Atmosphäre bis in die entlegensten Winkel der Erde.

Aufnahme über die Nahrungskette

Die weltweite Belastung mit PFAS steigt so von Jahr zu Jahr. "PFAS regnen heute vom Himmel, auch in Regionen mit vermeintlich reiner Luft", sagt Thorsten Reemtsma, Leiter des Departments für Analytik am Leipziger Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. "In arktischen Regionen sind hohe Konzentrationen in Robben und Eisbären gefunden worden." Weil PFAS so beständig sind, reichern sie sich immer stärker an: von anfangs geringer Konzentration in der Luft oder in den Ozeanen über immer höhere entlang der Nahrungskette – an deren Ende der Mensch steht. Bei höherer Konzentration können PFAS Organe schädigen und Immunsysteme von Kindern beeinträchtigen, zeigen Studien.

Eine Untersuchung aus dem Vorjahr stellt fest, dass die globale Belastung inzwischen sogar eine planetare Grenze – also die Belastungsgrenze, aber der das Ökosystem die Stabilität verliert – überschritten hat. Selbst im Regenwasser auf dem tibetanischen Plateau maßen die Forscher Konzentrationen, die den US-Grenzwert für lebenslanges Trinkwasser um das 14-Fache überschritten.

Belastung durch Löschschaum

Das Problem findet sich nicht nur am anderen Ende der Welt. In der Steiermark bereiten die PFAS derzeit Probleme im Grundwasser rund um Lebring. Ursprung ist in diesem Fall der in der nahen Feuerwehrschule verwendete Löschschaum.

Nach Schätzungen werden in der EU jedes Jahr 100.000 Tonnen PFAS produziert. Alternativen gäbe es laut Fachleuten für viele Konsumgüter bereits. Schwieriger wäre es bei Spezialanwendungen in Medizin oder Industrie. Ohne längere Übergangsregeln ist ein Ersatz dort nicht in Aussicht.