Die befanden nämlich offensichtlich, dass Bier nur im Pub so richtig gut schmeckt und griffen während der Lockdowns im vergangenen Jahr vermehrt zu Wein und Spirituosen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Branchenverbandes British Beer and Pub Association hervor.

Insgesamt stieg laut Verbandschefin Emma McClarkin sowohl der Alkoholkonsum der Briten durch Wein als auch durch Schnaps um zwei Prozentpunkte an, während jener in Form von Bier um vier Prozentpunkte zurückging. Die Bierverkäufe insgesamt fielen den Angaben nach im vergangenen Jahr sogar um fast 15 Prozent.

Den Daten des Verbands zufolge führt das dazu, dass in Großbritannien im vergangenen Jahr erstmals mehr reiner Alkohol über Wein und Spirituosen konsumiert wurde als über Bier. Keine guten Neuigkeiten für die Brauer und Pubs, denn in den Kneipen wird vor allem Bier ausgeschenkt. Von zehn dort verkauften Getränken seien sieben ein Bier, hieß es in der Verbandsmitteilung. Das entgangene Geschäft an den Zapfhähnen konnten die Brauer aber während der Pandemie im Supermarkt nicht wieder gut machen.

Dabei geht es den Interessenvertretern aber keineswegs nur ums Geld, wie sie betonen. Es gehe auch um die Gesundheit, denn Bier sei mit nur 4,2 Prozent Alkohol "ideal für den moderaten Genuss", so McClarkin. Ob die Pub-Besucher, die sich seit dem Sommer wieder uneingeschränkt Bier in Lokalen zapfen lassen können, tatsächlich auch weniger Alkohol zu sich nehmen, scheint jedoch zumindest fraglich.

Der Verband sieht sich jedenfalls durch die Ankündigung des britischen Finanzministers vor einigen Wochen, die Steuer auf Bier zu senken, die auf hochprozentigen Alkohol aber zu erhöhen, in seiner Argumentation bestätigt. Ob das den Niedergang der Pub- und Bierkultur in Großbritannien aufhalten kann, ist jedoch ungewiss. Der Anteil von Wein am britischen Alkoholgenuss steigt bereits seit den 70er-Jahren stetig an, der von Bier geht hingegen seit Jahrzehnten zurück. Das Gleiche gilt für die Kneipen. Schon vor der Pandemie war oft die Rede von einem Pub-Sterben. Die Lockdowns haben diese Entwicklung beschleunigt.