Eine Reise mit mehreren Vorfällen in seine irische Heimat kostet nun den früheren Agrar- und nunmehrigen Handelskommissar Phil Hogan den Job. Wie in den Abendstunden bekannt wurde, zog der hochrangige EU-Politiker nun doch die Konsequenzen nach seit Tagen anhaltender Kritik und reichte den Rücktritt ein. Mehrmals hatte er sich entschuldigt und eigens ein TV-Interview zu dem Vorfall gegeben, außerdem nahm er in einem 20-seitigen Papier Stellung, das an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gerichtet war - es half nichts.

Hogan hatte eine Veranstaltung besucht, bei der die Polizei Verstöße gegen Corona-Regeln prüfte. Hogan habe an dem Event in seiner irischen Heimat im "gutem Glauben" teilgenommen, dass die Organisatoren und das Hotel die nötigen Vorkehrungen im Sinne der Auflagen im Kampf gegen Covid-19 getroffen hätten, sagte eine EU-Kommissionssprecherin  in Brüssel. Zuvor war allerdings bereits der irische Landwirtschaftsminister Dara Calleary zurückgetreten, weil er die selbe Veranstaltung mit mehr als 80 Personen besucht hatte.

Irlands erst vor kurzem verschärfte Einschränkungen wegen der Virus-Pandemie gehören zu den striktesten in ganz Europa. Demnach sind Treffen in geschlossenen Räumen nur noch für bis zu sechs Personen erlaubt. Beim Abendessen der parlamentarischen Golfgesellschaft nahmen allerdings mehr als 80 Gäste in einem Hotel teil.

Mehrere Vorwürfe

Kurz davor war Hogan von der irischen Polizei auch noch dabei erwischt worden, wie er sein Handy am Steuer benutzt hatte. In seiner Heimat löste der Kommissar eine politische Krise aus, denn die Sache setzt auch das neue Regierungsgespann unter Druck: Neuer Premierminister ist Micheal Martin (Fianna Fail), sein Vorgänger Leo Varadkar ist nun Stellvertreter und als Parteichef der Fine Gael Parteifreund von Hogan – und beide verlangten in der Folge seinen Rücktritt als Kommissar. Varadkar meinte, es sei mehr nötig als nur eine Entschuldigung und überhaupt bestehe zu Hogans gesamtem Aufenthalt in Irland Erklärungsbedarf. So soll jetzt auch geklärt werden, ob der Kommissar nicht auf jeden Fall einmal in Quarantäne hätte müssen, selbst bei negativem Covid-Test, anstatt durchs Land zu fahren.

Dazu kommt, dass der Kommissar laut Berichten auch auf einen Abstecher in den Ort Kildare vorbeischaute, das zusätzlich noch einem lokalen Lockdown unterworfen war - angeblich, wie er nun erklärte, um aus seiner Wohnung wichtige Dokumente für seine USA-Verhandlungen abzuholen. Und seinen Reisepass.

Hogan, der mitten in Verhandlungen mit den USA und Großbritannien steht, bringt mit seinem Rückzug die EU-Kommission in eine sehr schwierige Lage. Nun muss eiligst ein Nachfolger gesucht bzw. die Kommission umgebaut werden.