Unterschiedlich euphorisch hat der Einzelhandel am Freitag bei einer APA-Umfrage zur ersten Woche nach der Wiederöffnung seit dem Lockdown in der Coronakrise reagiert. Während Vertreter der Möbel- und Elektrobranche sehr zufrieden sind, spricht man aus dem Sportartikelhandel von guter Frequenz und "Okay"-Umsätzen. Eher schweigsam zum Geschäftsgang war man in der Schuh- und Modebranche.

Der Trend zu Investitionen im eigenen Heim dürfte während der Corona-Pandemie gut anhalten. Das betrifft vor allem die Möbel- und auch die Elektrogerätebranche. Erfreulich über alle Branchen hinweg: Die Kunden halten sich großteils rigoros und mit großer Disziplin an die gesundheitlichen Vorgaben. Abstand halten, Masken tragen und auch die nötige größere Geduld sind bei den Menschen großgeschrieben.

Thomas Saliger von XXXLutz, wo es am Wiederöffnungstag (2. Mai) zu 100 Meter langen Schlangen vor den Stores gekommen war, berichtete am Freitag von einem anhaltenden, guten Kundenzulauf. "Die erste Woche war extrem stark, extrem gut. Man sieht, es gibt einen Nachholbedarf und Möbelhäuser sind nicht nur 'nice to have'." Von der Disziplin her gebe es "null Problem".

Nicht alles wurde "im Bauhaus gekauft"

Die Nachfrage sei quer durch die Bank "wahnsinnig gut angelaufen". "Auch 'Gartenmöbel' ist durchaus auch extrem stark. Man hat offensichtlich auch auf die Auswahl der Möbelhäuser gewartet, nicht alles im Bauhaus gekauft", meinte Saliger. Insgesamt werde wichtig sein, dass die Konsumstimmung gut bleibe. "Es ist nichts von einer Depression zu merken, die Stimmung unter den Konsumenten ist gut."

Der XXXLutz-Pressesprecher sieht einen möglichen Boom im Wohnen. "Der Urlaub wird heuer bei vielen zu Hause stattfinden. In Krisenzeiten hat sich gezeigt, dass das Zuhause immer mehr Bedeutung bekommen hat und das große Mitbewerber wie Auto und Reisen wegfallen."

Ähnliches hört man von IKEA, wo die Bilanz der ersten Woche nach Wiedereröffnung "sehr positiv ausgefallen" ist. Sowohl im Einrichtungshaus (Cash & Carry) als auch online gebe es "hohe Frequenz und bis dato stärkere Umsatzzahlen als vor Lockdown bzw. Krise". Zudem werde auch das seit 2. Mai angebotene "Click & Collect"-Service sehr gut angenommen. Die Nachfrage nach dem Outdoor-Sortiment ist bei IKEA den Angaben zufolge sehr hoch, auch Aufbewahrung und Stauraumlösungen sowie Accessoires, vor allem im Textilbereich und in der Küche, sind gefragt.

Hygienestandards werden gut angenommen

In den 37 Media-Märkten und 15-Saturn-Häusern zog man nach der ersten Woche seit Aufhebung des Lockdowns ebenfalls ein "durchwegs positives Resümee". "Bereits am ersten Eröffnungstag war der Kundenandrang enorm und unsere Erwartungen wurden deutlich übertroffen. Auch die aktuelle Woche zeigt - wir haben jeden Tag eine hohe Frequenz", freut sich Richard Zweimüller aus der Vertriebsleitung von MediaMarktSaturn Österreich über die erfolgreiche Wiedereröffnung.

Umfassende Hygienemaßnahmen und Sicherheitsstandards funktionieren laut MediaMarktSaturn nicht nur gut, sondern werden auch gut angenommen. Am stärksten nachgefragt seien nach wie vor Laptops, Drucker und Produkte aus dem Gamingbereich, auch Haushaltsartikel würden häufig gekauft.

Als Marktführer sei man nicht nur Innovationstreiber und Vorreiter, sondern werde auch oft als Trend- und Stimmungsbarometer für die gesamte Branche gesehen. "Die Menschen sehnen sich - trotz aller Sicherheitsmaßnahmen und Einschränkungen - nach Normalität und dazu zählt auch das Einkaufen."

Gute Frequenz auch im Sporthandel

Auch aus dem Sportartikelhandel gab es eine positive Rückmeldung. "Wir konnten nach der Öffnung eine gute Frequenz in allen Intersport-Shops verzeichnen. Die Kunden kamen meist mit ganz konkreten Wünschen und tätigten Zielkäufe. Die Umsätze in dieser ersten Woche waren okay, aber nicht ausreichend, um verlorenen Umsatz wieder aufzuholen", teilte eine Sprecherin für Intersport mit.

Die Kundschaft halte sich gut an die Regeln, sei überwiegend geduldig und meistens mit einem Mundschutz ausgestattet. Gefragteste Produkte bei Intersport sind aktuell Bike, Outdoor und Running. "Hier ist auch der größte Beratungsbedarf, und das war mit Online in der Phase des Lockdown einfach nur schwer umzusetzen." Viele Österreicher seien spürbar motiviert, sich im Freien zu bewegen, Sport zu treiben sowie die Natur zu genießen.

Im Mode- und Schuhbereich gab man sich zum aktuellen Kundenfluss verhalten. Bei H&M äußerte man sich nur zur "positiv gestimmten" Klientel, die sich an die Sicherheitsvorkehrungen hält. Auch bei Leder & Schuh (Humanic, Shoe4you) kann oder möchte man vorerst noch keine seriösen Angaben zum Geschäftsgang selbst machen. "Die Sicherheitsmaßnahmen sind alle sehr gut angenommen worden. Die Kunden sind sehr diszipliniert. Viele kommen schon mit Maske ins Geschäft, verstehen es, wenn man um Abstand bittet, wollen aber auch nicht beraten werden", hieß es aus der Pressestelle.