Die Rabtaldirndln

Für den Moment sah es aus, als wäre der Probenplan der 2003 gegründeten Rabtaldirndln auf erstaunliche Weise mit der Coronakrise kompatibel. Mitte März war der erste Probenblock für das Graz-2020-Stück „Die Stadt der Rabtaldirndln“ abgeschlossen, im Mai hätte mit dem zweiten Block fortgesetzt werden sollen, erzählt Gründungsmitglied Gudrun Maier. Heute ist klar: So schnell geht diese Krise nicht vorüber. Mittlerweile sei das Projekt für das Grazer Kulturjahr in den September verschoben worden, was – abgesehen von der Produktionsleitung – vom gesamten Team mitgetragen werden kann. Andere Termine, wie eine für Juli geplante Spielserie mit dem Landflucht-Stück „Du gingst fort“ im Hoftheater Hainersdorf, sind längst abgesagt. „Mittlerweile glaube ich überhaupt nichts mehr“, sagt Maier mit Verweis auf die zeitliche Planungsunsicherheit in Coronazeiten. Zu den vielen Fragezeichen zählt auch „Ich, Tatortkommissarinnen“, eine Koproduktion der Rabtaldirndln mit dem Schauspielhaus Graz. Geplante Gastspiele, unter anderem in den Sophiensälen in Berlin, fallen der Coronakrise zum Opfer. Alternative, virtuelle Konzepte im Falle einer etwaigen Verlängerung der Ausnahmesituation seien noch im Ideenstadium, sagt die Schauspielerin: „Warten wir ab, was nach Ostern kommt.“
dierabtaldirndln.wordpress.com

Forum Stadtpark

Heidrun Primas, Chefin des Forum Stadtpark Graz
Heidrun Primas, Chefin des Forum Stadtpark Graz © Gery Wolf

„Das Wichtigste ist, dass niemand in Panik verfällt und Existenzängste haben muss.“ Für Heidrun Primas, Leiterin des Forums Stadtpark, ist es das Gebot der Stunde, dass Kunstschaffende das Gefühl haben, dass die Netzwerke funktionieren. „Kurzarbeit statt Kündigungen sind ebenso eine riesige Entlastung wie Abschlagszahlungen, wie wir sie etwa auch im Forum vornehmen.“ Primas, auch Mitglied im Kulturbeirat der Stadt Graz, hält eine transparente, offene Kommunikation für das Um und Auf. „Die Maßnahmen von Stadt, Land und Bund greifen gut ineinander.“ Andernfalls wäre die gesamte Kulturlandschaft bedroht. Auch das Forum: „Bei uns hängen viele Mitarbeiter und Kulturschaffende dran, wir müssen Sicherheit gewähren können.“
Für Primas geht es um „Solidarität. Wir müssen schauen, dass nicht die eine Not die anderen vergessen macht, sondern dass wir gemeinsam füreinander handeln.“ Besonders betroffen sind nicht organisierte Einzelpersonen: „Die IG Kultur versucht, auch diese zu erreichen. Man muss sehr genau schauen, dass das Versprechen, niemanden zurückzulassen, realisiert werden kann.“
Im Forum wird auch inhaltlich weitergearbeitet: „Wir kommunizieren extrem viel. Letzte Woche hatten wir einen Videoarbeitskreis zu unserem Jahresthema ‚Utopien im 21. Jahrhundert‘.“ Gerade jetzt müsse man darüber nachdenken, was die Zukunft bringt: die Folgen fürs soziale Zusammenleben, der Digitalisierung sowie des Hochziehens der Grenzen.
forumstadtpark.at

open music & Co

Musikmanagerin Ute Pinter
Musikmanagerin Ute Pinter © KK

Ute Pinter befasst sich ja für Jeunesse Österreich sowie für die Reihe "open music"und für "impuls" in Wien und Graz seit Jahren mit Avantgarde. Jetzt ruhen alle Felder.  Für die gebürtige Leobenerin, die seit 1999 in Wien lebt und arbeitet, ist die Musik Lebensmittel.  Aber wie auskommen ohne das? „Es ist eine echte Lähmung, gerade auch für Künstler, Kultureinrichtungen und Veranstalter“, sagt die 51-jährige Kulturmanagerin, „als ob ganz viel Schnee gefallen wäre, aber leider nicht so schön…“ Sie weiß: Manche Künstler sitzen fest, verlieren als Freie viel Geld, über allem und allen stünden Fragezeichen. Andererseits: „Diese schwierige Situation verbindet ja auch, ich stehe mit vielen Leuten in Kontakt, man schmiedet Pläne für später, bereite weiter vor“. Zum Beispiel für die 1998 von Beat Furrer und Ernst Kovacic gegründete internationale Ensemble- und Komponistenakademie "impuls" (wieder im nächsten Februar), deren Generalsekretärin sie ist. Oder für die „impuls“-Minutenkonzerte in Grazer Galerien, traditionellerweise Anfang Juni  „aber das ist natürlich auch in Schwebe“.

Ute Pinter sieht momentan aber auch „die Chance, die Zeit zurückzudrehen und sich daran zu erinnern, was einmal für einen wichtig war – in meinem Fall etwa Klavierspielen und Yoga“. Aber eine Unruh bleibt die 51-Jährige weiterhin, weil sie "noch zehn Millionen andere Dinge tun will, weil das Feld der Avantgarde mehr denn je offen und vielgestaltig ist". Darum wollte sie auch die Wiener „Klangmanifeste“ zu deren zehnjährigem Jubiläum erstmals auch nach Graz locken und in ihr „open-music“-Programm integrieren. Das Großprojekt mit zeitgenössischer Musik (auch im Pendelbus), Diskussionsrunden, Workshops und einer Ausstellung im esc kunst labor hätte von 21. März bis 8. April stattfinden sollen. Und ein bisschen tut es das auch, denn fünf Live-Konzerte wurden an den Tagen, an denen sie live zu hören sein sollten, für Streams konzipiert. Am 3. und 8. April hat man noch die Chance dazu. www.klangmanifeste.at, http://www.impuls.cc, openmusic.at