Etwa vier Millionen Menschen leben im Ballungsraum Neapel mit einem aktiven Vulkan vor der Haustür. Doch ist der Vesuv nur der größte einer Vielzahl von Vulkanen in der Gegend. In Pozzuoli, wenige Kilometer nördlich von Neapel gelegen, kam es im Laufe der Woche wieder vermehrt zu seismischen Aktivitäten. Am Mittwoch wurde gar ein Beben der Stärke 4,2 auf der Richterskala gemessen. Dies führte zu einigen Zugausfällen und noch ein wenig mehr Chaos, als man in der hektischen Metropole gewohnt ist.
Proben für den Ernstfall
Im Interview mit dem staatlichen Rundfunk RAI gab eine Passantin an, nicht mehr schlafen zu können, andere gaben sich wiederum gelassen. Der Zivilschutz und die Feuerwehr beobachten in Absprache mit Vulkanologen des Vesuvischen Beobachtungszentrums die Situation, an Schulen überprüft man Entfluchtungswege und führt Übungen durch, die eine rasche Evakuierung der Schülerschaft im Ernstfall garantieren soll.
In der Gegend werden täglich Erdbewegungen gemessen, dementsprechend herrscht eine gewisse Routine. Der Vulkanologe Mauro Antonio Di Vito gab der Zeitung "Il Sole 24 Ore" gegenüber an, dass derzeit kein hohes Risiko einer größeren Eruption bestehe, man aber höchst aufmerksam bleiben müsse. Dem letzten großen Ausbruch im Mittelalter gingen ein bis zwei Wochen zuvor fünf bis zehn Erdstöße täglich voraus. Allerdings verfügte man damals nicht über Messinstrumente.
Bekanntes Risiko
In der Region lebt man seit Jahrtausenden mit der Gefahr und hat sich halbwegs mit ihr abgefunden, ignoriert sie oder versucht sie "auszusperren". Die früher beliebte Touristenattraktion der Phlegräischen Felder ist beispielsweise seit Jahren für Besucher unzugänglich. 2017 war eine Familie aus Norditalien hinter der Absperrung in einen Krater des aktiven Solfatara-Vulkans gefallen und verstorben.