In insgesamt vier Kolonien in der Antarktis sollen alle Kaiserpinguin-Küken gestorben sein: Dies haben Forscher herausgefunden, die für eine neue Studie Satellitenbilder analysiert haben. Schuld daran soll der Tiefstand des Meereises sein. Die Brutausfälle in der Bellingshausensee, einem Randmeer des Südpolarmeers, seien „beispiellos“, hieß es in der Fachzeitschrift „Communications Earth & Environment“ veröffentlichten Untersuchung.

Immer mehr Eis geht verloren

In vielen Teilen der Region sei das Meereis fast vollständig verloren gegangen. Die Forscher schätzen, dass bis zu 10.000 Küken gestorben sein könnten, weil die Kolonien zu einem Zeitpunkt verschwunden sind, als die Küken ihre wasserdichten Federn noch nicht entwickelt hatten.
Die Resultate der Studie untermauern dem Team um Peter Fretwell zufolge Vorhersagen, wonach bei andauernder Erderwärmung bis Ende des 21. Jahrhunderts 90 Prozent aller Kaiserpinguin-Kolonien so gut wie ausgestorben sein dürften. "Wir haben noch nie gesehen, dass es Kaiserpinguinen in einer Saison in so einem Ausmaß nicht gelungen ist, zu brüten", bilanziert Polarexperte Fretwell. Für die Analyse verwendete man Aufnahmen der europäischen Copernicus-Satellitenmission Sentinel-2, die das Gebiet in der Antarktis seit dem Jahr 2018 kontinuierlich überwacht.

Kaiserpinguine werden üblicherweise über einen Meter groß und wiegen um die 40 Kilogramm schwer. Sie sind die am südlichsten lebende Pinguin-Art. Von April bis Jänner sind sie, auf stabiles Meereis angewiesen, das mit dem Festland verbunden ist. Ihre Eier legen sie zwischen Mai und Juni. Es dauert 65 Tage, bis die Küken schlüpfen. Flügge werden sie aber erst im Dezember und Jänner – im antarktischen Sommer.

Klimawandel auch in Antarktis angekommen

Lange Zeit schien der Klimawandel mehr Schaden auf der nördlichen Hemisphäre in der Arktis anzurichten, doch nun machen sich die Auswirkungen immer deutlicher auch in der Antarktis bemerkbar. Am 21. Februar – im Sommer auf der Südhalbkugel – war das Meereis in der Antarktis bereits auf ein Rekordtief von 1,79 Millionen Quadratkilometern gefallen (seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen 1979). Auch in den derzeitigen Wintermonaten in der Antarktis hat sich das Meereis nicht in dem Maße ausgedehnt, wie dies in früheren Jahren üblich war. "In diesem Winter bildet sich das Meereis viel langsamer als normal", berichtete der physikalische Ozeanograf Edward Doddridge, der unter anderem für die Universität von Tasmanien arbeitet, bereits im Juli. Dies bedeute, dass rund zwei Millionen Quadratkilometer weniger Meereis vorhanden seien als normal in dieser Jahreszeit. "Ohne den Klimawandel würden wir erwarten, dass ein Winter wie dieser alle 7,5 Millionen Jahre einmal vorkommt", sagte der Experte.

"Weltmeere fiebern seit dem 16. März"

Auch im Rest der Welt lässt sich erkennen, wie sehr sich die Erwärmung derzeit beschleunigt. Ein Beispiel sind die Ozeane: "Seit dem 16. März fiebern die Weltmeere", hieß es beim australischen Sender ABC. In den letzten Jahren wurden bereits Rekorde gebrochen, doch 2023 schlägt nun alles Bisherige. Die Region um Australien wird besonders hart getroffen, doch auch die Menschen im Rest der Welt haben die Auswirkungen der höheren Temperaturen in diesem Jahr bereits heftigst zu spüren bekommen: Im Mittelmeer waren die Oberflächentemperaturen im Juli an vielen Orten bis zu drei Grad Celsius wärmer als sonst üblich.

Laut Annalisa Bracco, Klimaforscherin vom Georgia Institute of Technology, spielte die Hitze im Ozean vermutlich eine Rolle bei den extremen Hitzewellen und den Waldbränden, die im Juli in Griechenland wüteten. Auch für die intensive Hitze in Mittelamerika machte die Forscherin die Meerestemperaturen mitverantwortlich. Diese würden im Ostpazifik derzeit drei bis fünf Grad über dem Normalwert liegen, erklärte sie. Auch der starke Taifun, der im Juli in Teilen von China wütete, sei durch den warmen Ozean stärker ausgefallen.