"Herr, schick uns Wasser!“ Die Bitte von Sebastián Chico, Bischof in der südspanischen Provinzhauptstadt Jaén, blieb bisher ungehört. Chico führte dieser Tage eine Prozession an, die sich von der Kathedrale durch Jaén bewegte. Viele Olivenbauern aus der Region nahmen an diesem religiösen Umzug teil, in dem die Menschen den Himmel um Regen baten.
Auch am Tag der Prozession brannte die Sonne auf die Olivenhaine der Umgebung. Seit Monaten gab es in der Provinz Jaén keine Niederschläge. Wenn nicht bald das erhoffte Wasserwunder eintritt, drohen schon im zweiten Jahr in Folge riesige Ernteausfälle. Eine Katastrophe für die Bauern, die auch die Verbraucher zu spüren bekommen: Die ohnehin schon sehr hohen Preise für das Olivenöl werden weiter steigen.

„Ohne Wasser gibt es keine Oliven. Und ohne Oliven leidet die Provinz“, predigt Bischof Chico. 66 Millionen Olivenbäume stehen im Hügelland Jaéns. Die Region ist das wichtigste Olivenanbaugebiet der Welt. Hier wird das Olivenöl für weite Teile Europas produziert.

Keine guten Nachrichten für die Bauern

Doch die Meteorologen haben keine guten Nachrichten für die Bauern. Spaniens Wassermangel, der nicht nur Jaéns Olivenfarmer, sondern weite Teile der spanischen Landwirtschaft in Bedrängnis bringt, wird vermutlich noch länger anhalten: Massive Regenfälle sind bis zum Herbst unwahrscheinlich, verkündet das staatliche Wetteramt Aemet.

Klimaforscher warnen, dass sich Spanien auch langfristig auf höhere Temperaturen und weniger Niederschläge einstellen muss.
Für die Bauern wurde das Wasser, das sie dringend zur Rettung ihrer Olivenfelder brauchen, rationiert – sie bekommen lediglich ein Viertel der normalen Menge. „Die Situation ist katastrophal“, sagt Juan Luis Ávila, Olivenbauer in Jaén. „In diesem Jahr ist nicht nur die Ernte in Gefahr, sondern die Zukunft der Olivenplantagen.“ Die Tomatenproduktion ist bisher um 22 Prozent niedriger ausgefallen, bei Gurken um 21 Prozent. Laut EU-Erhebung kostet Olivenöl im europäischen Mittel heute 50 Prozent mehr als vor zwölf Monaten.