"Wenn das passiert, reicht es mir, dann höre ich auf." Frustriert droht Ed Sheeran (32), einer der erfolgreichsten Musiker der Gegenwart, die Gitarre an den Nagel zu hängen, wenn es zu einem Schuldspruch gegen ihn kommt. Er sieht sich derzeit vor einem New Yorker Gericht mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert. Konkret geht es um den Song "Let’s Get It On", den Marvin Gaye 1973 zusammen mit dem Produzenten Ed Townsend veröffentlicht hat. Dessen Erben werfen Sheeran vor, in seinem Hit "Thinking Out Loud" teilweise von Gaye und Townsend abgeschrieben zu haben.

"Grundlegende Musik-Bausteine"

Sheerans Verteidiger argumentierten, dass die infrage stehenden Akkorde und Rhythmus auf "grundlegenden Musik-Bausteinen, die niemand besitzen kann", basieren. Der Musiker selbst ließ mit einer ungewöhnlichen Aktion aufhorchen: Bei der Vernehmung durch seine Anwältin holte er kurzerhand die Gitarre raus, um der Jury zu demonstrieren, wie er Songs schreibt. Die schnelle Art und Weise, mit der der einstige Straßenmusiker Lieder schreibt – oft mehrere pro Tag – ließe ihm gar nicht genug Raum dafür, sich mit anderen Songs auseinanderzusetzen.

"Wäre ein Idiot"

Zuvor hatten die Anwälte der Kläger ein Video von einem Auftritt Sheerans gezeigt. Darauf wechselt dieser musikalisch nahtlos zwischen den beiden Stücken hin und her. Das Video sei der "rauchende Colt".

Solche "Medleys" seien aber nicht unüblich und funktionieren etwa auch mit den bekannten Liedern "Let it be" und "No Woman no Cry", argumentierte Sheeran, und: "Wenn ich das getan hätte, was Sie mir vorwerfen, wäre ich ein Idiot, mich vor 20.000 Menschen auf die Bühne zu stellen und das zu tun."

Die Musikindustrie und Juristen beobachten den Prozess sehr genau, seit einigen Jahren kommt es vermehrt zu solchen Copyright-Klagen. Das Urteil könnte richtungsweisend sein für die zukünftige Verwendung von Akkordfolgen. Im Falle einer Niederlage Sheerans vor Gericht, befürchten Experten, dass sein Fall weitere Kreise ziehen könnte. In einem "New York Times"-Artikel wird die auf Copyright spezialisierte Rechtswissenschaft-Professorin Jennifer Jenkins (Duke University) zitiert. Sie glaubt, dass "eine extrem häufige Akkordfolge, unterlegt mit einem grundlegenden harmonischen Rhythmus, damit privatisiert wäre."

Eine ganz andere Frage ist, wie ernst zu nehmend Sheerans Ankündigung mit dem Karriereende im Falle einer Niederlage ist. Er hatte bereits vor der Geburt seiner Tochter angekündigt, aufzuhören, sobald er Papa wird – Sheeran hat inzwischen schon zwei Töchter.

Auch im Satire-Podcast "Maurer & Cik" geht es in dieser Woche um Ed Sheeran und sein Gerichtsverfahren