Wichtige Wochen mit bedeutsamen Terminen, die der britische König Charles III. wohl schon im vergangenen Jahr rot in seinen Kalender eintragen ließ: Am 6. Mai werden sich die Augen der Welt auf seine Krönung richten, von morgen bis Freitag weilt er in Deutschland. Die Auftaktvisite ist nicht ohne Brisanz, betont die britische Politologin Melanie Sully im Interview: "Der erste Staatsbesuch eines Monarchen ist ungeheuer wichtig."

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Ehefrau Elke Büdenbender werden den König und seine Gemahlin Camilla in Berlin begrüßen. "Eine Würdigung der Beziehungen", betonte der Buckingham-Palast vorab – das sieht auch Sully so: "Charles' Stil ist anders als der seiner Mutter, er legt es 'businesslike' an." Es gibt aber nicht nur Glanz, Gloria und Staatsbankette: Am Donnerstag wird Charles nach einer Rede im Bundestag Ukraine-Flüchtlinge und Helfer im Ankunftszentrum in Tegel treffen – derzeit werden an Berliner Bahnhöfen täglich 300 ankommende Flüchtlinge gezählt.

Dass er im Februar den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj herzlich im Buckingham Palace empfing und so andauernde britische Solidarität untermauerte, war ein ähnlich starkes Signal. Der König wird nach britischen Verfassungskonventionen zwar niemals politisches Pouvoir haben können, doch: "Charles kann immerhin ermuntern, raten und warnen", betont Sully. Auch Engagement im Klimaschutz und bei der Energiewende werden Themen sein – eine Passion des einst als "Öko-Prinz" Verspotteten.

Frankreichreise musste verschoben werden

Das Königspaar wollte zuvor eigentlich auch dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und dessen Gemahlin Brigitte seine Aufwartung machen. Das von endlosem Bürgergroll zerrüttete Frankreich muss aber warten, diese Visite wurde nachvollziehbarerweise verschoben. Sich die Aristokratie ins Land zu holen, während er es wegen einer "von oben" durchgeboxten Pensionsreform wütende Proteste auf den Straßen Frankreichs gibt: Das ging sich nicht aus. Charles wird jedenfalls auch hier als Topdiplomat gefragt sein und versuchen müssen, die migrationsbedingten Wogen zwischen den beiden Länder zu glätten: Macron und der britische Premierminister Rishi Sunak können zwar gut miteinander, die knallharte, von London vorgeschlagene "Illegal Migration Bill" zieht aber weiter Kreise.

Welcher König wird Charles sein?

Der mittlerweile 74-Jährige übt sich als König noch in Selbstdefinition, setzte aber bislang nichts daran, eine bloße Blaupause seiner Mutter zu werden. Es war ein Generationenwechsel, auf hohem Altersniveau, aber doch spürbar: "Bis jetzt hat sich Charles zumindest in einigen Nuancen von seiner Mutter abheben können: Seine Weihnachtsansprache war sehr direkt und man konnte spüren, dass er Verständnis für die streikenden Menschen auf den Straßen aufbringt. Die Rolle des Commonwealth betont er zudem nicht so wie seine Mutter – das erste Reiseziel als König ist eben kein Land aus diesem Staatenbund", so Sully.

Stefan Verra analysiert die Körpersprache von Charles

Sattsam bekannte familiäre Zwistigkeiten begleiten Charles nicht erst seit als König: Sein Bruder Andrew ist nach einem Missbrauchsskandal nicht einmal mehr auf dem royalen Rangierglas. Dazu das Skandalbuch seines jüngeren Sohnes Harry, in dem dieser Camilla direkt angreift. Als Antwort wurde dem ausgewanderten Rebellen "Frogmore", ein Anwesen auf dem Gelände von Schloss Windsor, entzogen. Das Volk weiß er bei dieser Maßnahme zu einem sehr großen Teil hinter sich.

Ein wenig paradox ist es: Elizabeth II. ging kaum auf die Menschen zu, spielte in einer kaum fassbaren Liga. Charles hingegen will eher ein "People's King" sein, macht sich so am Ende aber auch angreifbar(er): Es gab schon Eierwürfe und Plakate mit der Botschaft "Not My King" zu sehen. Sein Volk hat – reale – Probleme zuhauf. Ein einigender Wendepunkt könnte seine Krönung am 6. Mai sein: Die als weltoffen angekündigten Feierlichkeiten sollen drei Tage dauern, am 8. Mai erhalten die Briten dafür einmalig einen zusätzlichen Feiertag.

"Die Krönung wird ein magischer Moment sein, der Menschen zusammenbringt, um an einem besonderen Wochenende das Beste Großbritanniens zu feiern", hieß es. Charles wird den Beweis auch dafür antreten müssen.