Mit der Bezeichnung "Umwelt-Ikone" sollte man womöglich vorsichtig umgehen – Erin Brockovich fällt aber definitiv darunter: Die US-Amerikanerin bot in den 1990er-Jahren als noch ungelernte Rechtsanwaltsgehilfin dem milliardenschweren US-Großkonzern Pacific Gas and Electric die Stirn. Hintergrund war die Trinkwasserverseuchung der Ortschaft Hinkley in Kalifornien.

1996 wurde das Verfahren mit der Zahlung der Rekordsumme von 333 Millionen US-Dollar beigelegt. Die Symbolwirkung des aufgedeckten Umweltskandals war phänomenal – dass das furchtlose Ringen Brockovichs von Steven Soderbergh mit Julia Roberts in der Hauptrolle verfilmt wurde, trug dann sein Übriges zur enormen Bekanntheit der heute 62-Jährigen bei.

Nun nahm die Aktivistin erneut den Kampf auf – Anlassunfall ist ein mit Chemikalien beladener Zug, der im Februar in East Palastine im US-Bundesstaat Ohio entgleiste. Die Folgen sind verheerend: Die Bewohner der Stadt, mit denen sich Brockovich solidarisiert, fühlen sich nicht mehr sicher. Hühner und Fische sterben in Massen, Kinder leiden unter Atembeschwerden.

Dass die Bundesbehörden Entwarnung gaben, beruhigt die Kämpferin nicht im Geringsten, sie appelliert auf sein Bauchgefühl zu hören und das betroffene Gebiet zu verlassen: "Die Regierung muss sich auf Bundesebene damit beschäftigen! Da ist eine riesige Katastrophe. Sie transportierten gefährliche Chemikalien und niemand scheint davon zu wissen. Das stinkt zum Himmel!"

Behörden sind der dreifachen Mutter seit jeher grundverdächtig: "Die Dinge werden sich nur verbessern, wenn die Menschen – wir alle – den Behörden sagen: 'Ich werde Sie zur Verantwortung ziehen!' Wir sollten auf Aktivismus und Mobilisierung setzen." Dass sich Brockovich gewiss kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn es um die Aufdeckung von Umweltskandalen geht, kann man auch auf ihrer Twitter-Präsenz gut nachlesen.

Anlassfälle gehen in einer Welt wie dieser nicht aus.