Frau Freudenthaler, kann man bei der nun verwüsteten Region von einem seismischen Hochrisikogebiet sprechen?
CHRISTIANE FREUDENTHALER: So ist es, das Gebiet liegt an der mediterran-transasiatischen Erdbebenzone und gehört in Europa zu den am meisten gefährdeten Regionen. Großräumig betrachtet, stoßen in der Türkei drei Erdplatten zusammen: die Anatolische, die Arabische und die Eurasische. Zwei Verwerfungszonen sind besonders deutlich ausgeprägt: Da ist einerseits die nordanatolische Verwerfung – 1999 starben östlich von Istanbul rund um die Stadt Izmit 18.000 Menschen bei einem Erdbeben mit der Magnitude 7,6. Die aktuellen Beben fanden an der ostanatolischen Verwerfungszone statt – diese erstreckt sich in einer südwestlicher-nordöstlichen Richtung.