Der nächste Paukenschlag im britischen Königshaus: Prinz Harry (35) und seine Frau Meghan (38) werden sich nicht länger "Königliche Hoheit" nennen, keine offiziellen Aufgaben für die Queen mehr übernehmen und das Geld für die Renovierung ihres Wohnsitzes zurückzahlen. Das teilte der Buckingham-Palast mit.

Britische Medien waren sich am Wochenende einig: Die Entscheidung der Royals ist einschneidend. "Queen ordnet harten Megxit an", titelte der "Sunday Mirror". "Harry und Meghan verstoßen", lautete die Schlagzeile beim "Sunday Telegraph". Das Klatsch-Blatt "Sunday People" sah die beiden gar "Draußen in der Kälte".

Meghans Vater übt Kritik

Zu allem Übel meldete sich auch noch Meghans Vater, Thomas Markle, zur Wort. Reportern des britischen Senders Channel 5 sagte er, der Ausstieg Harrys und Meghans von den Verpflichtungen des Königshauses sei blamabel. Zudem warf er den beiden Geldgier vor. Die Royals als Institution würden durch die Entscheidung des Paares herabgewürdigt, kritisierte er. Markle gilt mit seiner Tochter als zerstritten.

Der britische Premier Boris Johnson betonte unterdessen, das ganze Land wünsche dem Paar "das Allerbeste" in seiner neuen Rolle. "Wie ich schon zuvor gesagt habe... Ich war sicher, dass die königliche Familie, die schon seit sehr langer Zeit besteht, einen Weg nach vorne finden wird", sagte er dem Sender Sky News in Berlin, wo er am Libyen-Gipfel teilnahm.

Nach dem angekündigten Rückzug Harry und Meghans vor knapp zwei Wochen hatte Königin Elizabeth II. eine rasche Entscheidung angekündigt. In Kraft treten sollen die Konsequenzen im Frühling.

Das Paket an Maßnahmen war deutlicher als es mancher erwartet hatte. Harry und Meghan selbst hatten zwar angekündigt, aus dem engen Kreis der Königsfamilie zurücktreten zu wollen und finanziell unabhängig zu werden. Doch sie betonten dabei ihre "Pflicht gegenüber der Queen" und wollten eine "progressive neue Rolle innerhalb dieser Institution" anstreben. Davon ist keine Rede mehr. Nun heißt es lediglich, die beiden seien in allem den Werten der Königin verpflichtet. Ein halb drinnen, halb draußen wird es nicht geben.

Schon lange heißt es, Prinz Charles wolle die Königsfamilie verkleinern, Harry und Meghan wollten mehr Unabhängigkeit - ist der Deal am Ende eine Lösung, von der alle profitieren? Daran gibt es Zweifel. Die Royal-Korrespondentin des Magazins "Vanity Fair", Katie Nicholl, befand, die Königsfamilie sei der eigentliche Verlierer bei der Sache. Harry und Meghan hätten den Royals eine "sehr magische und einzigartige Marke" beschert, sagte sie der BBC zufolge. Die Queen ließ sich am Sonntag beim Gottesdienstbesuch nahe dem Landsitz Sandringham dazu nichts anmerken. Sie lächelte wie immer stoisch.

Und vielleicht gibt es ja auch einen Weg zurück. Harry soll weiter ein Prinz bleiben und auch die Titel "Herzog und Herzogin von Sussex" bleiben den beiden erhalten. Der Titel "Königliche Hoheit" wird nicht ganz entzogen, Harry und Meghan können ihn nur nicht mehr verwenden. Auch an der Thronfolge ändert sich nichts, Harry steht ohnehin nur an sechster Stelle. Aus Palastkreisen verlautete, die Gespräche würden fortgesetzt, nach einem Jahr sollen die Änderungen überprüft werden. Das klingt, als würde die Tür möglicherweise doch einen Spalt offen bleiben.

Die Queen hatte sich in einer eigenen Mitteilung ungewöhnlich zugewandt und warmherzig gezeigt. "Harry, Meghan und Archie werden immer sehr geliebte Mitglieder meiner Familie sein", so Harrys Großmutter. Sie erkenne die Schwierigkeiten an, denen Harrys kleine Familie in den vergangenen zwei Jahren durch die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ausgesetzt gewesen sei. Sie unterstütze Harrys und Meghans Wunsch nach einem unabhängigeren Leben und sei "besonders stolz, wie Meghan so schnell ein Mitglied der Familie geworden ist". Die ganze Königsfamilie hoffe, dass die Entscheidung dem Paar ein "glückliches und friedliches neues Leben" ermögliche.

Palastkreisen zufolge ist noch unklar, was mit der Marke "Sussex Royal" geschehen soll, die sich das Paar angeblich bereits eintragen lassen wollte und nach der ihr Instagram-Auftritt benannt ist. Das dürfte vor allem eine Rolle spielen, wenn es um die Möglichkeiten der beiden geht, ihren Status zu Geld zu machen, beispielsweise mit dem Verkauf von Fanartikeln.

Aufwandsentschädigungen vom britischen Steuerzahler für ihr Engagement werden die beiden nicht mehr bekommen. Britische Medien gingen aber davon aus, dass Prinz Charles das Paar weiterhin finanziell unterstützen wird. Bisher bekommt Harry regelmäßig Geld aus der "Duchy of Cornwall", dem Land- und Immobilienbesitz seines Vaters. Das Geld gilt als privat. Doch die beiden nagen auch nicht am Hungertuch. Ihr gemeinsames Vermögen wird auf 18 Millionen Pfund (mehr als 21 Millionen Euro) geschätzt.

Zurückzahlen wollen Harry und Meghan der Mitteilung zufolge die Kosten für die 2,4 Millionen Pfund (umgerechnet rund 2,8 Millionen Euro) teure Renovierung ihres Wohnsitzes in Windsor, Frogmore Cottage. Das Anwesen auf dem Gelände von Schloss Windsor soll aber weiterhin das Zuhause der beiden in Großbritannien bleiben. Ob sie dafür künftig Miete zahlen, ist aber ungewiss. Genauso ist unklar, wer für die Sicherheitskosten des Paares aufkommt, vor allem wenn sie sich nicht in Großbritannien aufhalten.

Harry und Meghan hatten angekündigt, ihre Zeit zwischen dem Vereinigten Königreich und Nordamerika aufzuteilen. Sie dürften damit vor allem Kanada gemeint haben. Dort nahmen sie über Weihnachten und den Jahreswechsel eine sechswöchige Auszeit mit ihrem im Mai 2019 zur Welt gekommenen Söhnchen Archie. Britische Medien spekulierten, sie könnten dort nun den größten Teil des Jahres verbringen.

Beibehalten wollen Meghan und Harry ihre Schirmherrschaften. Herzensangelegenheit ist Harry besonders das Thema psychische Gesundheit. Meghan machte sich vor allem für Frauenrechte stark. Harry hat zudem eine Organisation für die Unterstützung von Aids-Waisen in Botswana und den Sportwettbewerb "Invictus Games" für kriegsversehrte Veteranen ins Leben gerufen. Im Jahr 2022 soll Düsseldorf die "Invictus Games" austragen. Schmerzlich dürfte für Harry aber sein, dass er seine Funktionen im britischen Militär nicht mehr länger wahrnehmen kann. Ob er künftig noch in Uniform auftreten wird, konnte eine Palastsprecherin am Sonntag aber nicht beantworten.

Seit ihrer Hochzeit im Mai 2018 hatten Harry und Meghan teils schwer mit ihrer Rolle gehadert. Während einer Reise ins südliche Afrika im Herbst schütteten die beiden vor einem Kamerateam ihre Herzen aus. Harry sprach von unterschiedlichen Pfaden, auf denen er und sein Bruder, Prinz William (37), sich befänden. Meghan machte deutlich, dass sie sich unfair behandelt fühle. Beide klagten über Nachstellungen durch Journalisten. Kurze Zeit später kündigte das Paar Klagen gegen mehrere Boulevardzeitungen an.