Der menschengemachte Klimawandel lässt seine Muskeln auf unbarmherzige Weise spielen: Teile von Kalifornien stehen weiter in Flammen, die Waldbrände "Camp Fire" rund um die Stadt Paradise im Norden von Kalifornien sowie "Hill Fire" und "Woolsey Fire" bei Malibu und Los Angeles fordern weiter Todesopfer. Bis gestern Abend stieg ihre Zahl auf 44, Dutzende Menschen werden vermisst. 800 Quadratkilometer Land sind bereits betroffen.
Es bleibt viel zu trocken
Und: Von echter Entwarnung kann derzeit keine Rede sein, bestätigt auch Alexander Podesser, Leiter der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Zamg): "Der Wind in Kalifornien wird schwächer, damit sollte sich die Lage etwas entspannen, es bleibt aber trocken." Der Zusammenhang zwischen dem aktuellen Inferno und dem Klimawandel ist laut Podesser nicht zu leugnen: "Es sind die Auswirkungen des Klimawandels: Hitze, Trockenheit, dazu starker Wind, starker Borkenkäferbefall und daher viel dürres Totholz. Präsident Donald Trump meinte ja, man muss die Wälder einfach fällen, dann brennt es nicht mehr. Die großen Sequoias (Mammutbäume, Anmerkung) brauchen an sich das Feuer für die Vermehrung, aber nicht über mehrere Jahre durchgehend."
In Kalifornien müsse man sich angesichts des Klimawandels jedes Jahr auf Brände dieser Art einstellen. Aktuell gelang es der Feuerwehr zuletzt zumindest, den kleineren der beiden Brände in Südkalifornien – das "Hill"-Feuer – weitgehend einzudämmen. US-Präsident Donald Trump, der mit seiner pauschalen Schuldzuweisung ("Es gibt keinen anderen Grund für diese massiven, tödlichen und teuren Feuer in Kalifornien als das schlechte Forstmanagement") für Empörung sorgte, stellte inzwischen zumindest finanzielle Unterstützung vom Bund in Aussicht.
Das Weiße Haus teilte mit, dass unter anderem Menschen, deren Häuser oder Geschäfte abgebrannt sind, Hilfen des Bundes beantragen können – etwa um eine vorübergehende Unterkunft oder Reparaturen zu bezahlen. Kaliforniens Gouverneur Jerry Brown hatte die Unterstützung des Bundes angefordert. Diese Unterstützung solle Aufbauhilfen des Bundesstaates und auf lokaler Ebene ergänzen, hieß es weiter. In einem weiteren Tweet lobte Trump die Feuerwehrleute, Katastrophenschützer und Rettungskräfte in Kalifornien als "großartig und überaus mutig".
"Kalifornien ist verletzlich"
Mittlerweile ist es der verheerendste Waldbrand der US-Geschichte. Nie zuvor sind bei einem Feuer in Kalifornien mehr Menschen ums Leben gekommen als bei dem im Norden tobenden Brand rund um den Ort Paradise. Weitere 13 Leichen sind von Montag auf Dienstag geborgen worden, gab die Feuerwehr von Butte County bekannt. 57.000 Gebäude sind in Südkalifornien von Feuerwalzen bedroht. Rockveteran Neil Young, der ebenfalls sein Haus verloren hat, klagt indes offen den US-Präsidenten an: "Kalifornien ist verletzlich – nicht wegen mangelnden Forstmanagements, wie unser sogenannter Präsident DT (Donald Trump, Anmerkung) behauptet. Wir sind verletzlich wegen des Klimawandels. Extreme Wetterlagen und ausgedehnte Trockenheit sind Teil davon. DT ist ein Leugner (ich unterstehe mich, ihn einen Lügner zu nennen)."
Bleibt die Frage, ob ähnliche Szenarien auch in Europa vorstellbar bzw. regelmäßig zu befürchten sind – eine Frage, die in gewissem Ausmaß zu bejahen sein dürfte: "Auch in Europa ist das in heißen Sommern ein Thema. In manchen Teilen Deutschlands (z. B. im Raum Frankfurt) hat es heuer kaum geregnet. In Griechenland ist es vor allem der veränderte Waldbestand mit leicht brennbaren Kiefergehölzen – die brennen wie Zunder. Der ursprüngliche Wald aus Steineichen ist fast vollkommen verschwunden. Das gilt übrigens für alle Mittelmeerstaaten", so Podesser.