Kurz vor dem Ende der Kletter-Saison im Himalaya sind am Wochenende vier Bergsteiger am Mount Everest gestorben. Rund ein Dutzend weitere Alpinisten mussten geborgen werden, wie Rettungskräfte mitteilten. Mit den vier Todesopfern erlebte das "Dach der Welt" sein tragischstes Wochenende seit dem Lawinenunglück mit 18 Toten im Jahr 2015. Als Todesursache wurde die Höhenkrankheit vermutet.

Höhenkrankheit als Todesfalle

Der 27-jährige Rami Kumar hatte am Samstag den 8.848 Meter hohen Gipfel des Mount Everest erreicht. Kurz darauf brach der Kontakt zu ihm ab. Ein Sherpa, der mit dem Inder unterwegs war, wurde oberhalb von 8.000 Metern bewusstlos und mit Frostbeulen aufgefunden. Suchtrupps fanden den Inder 200 Meter von einem Aufstiegspfad entfernt.

Nach Angaben von Kamal Parajuli von der nepalesischen Tourismusbehörde wurde der Slowake Vladimir Strba am Sonntag mehrere hundert Meter vom Gipfel des Mount Everest entfernt tot aufgefunden - in der sogenannten Todeszone oberhalb von 8.000 Metern, wo der Sauerstoffmangel die Funktion der menschlichen Organe beeinträchtigt.

Auch der US-Bergsteiger Roland Yearwood wurde in diesem Gebiet leblos entdeckt. Ein 54-jähriger Australier starb auf der tibetischen Seite des Mount Everest beim Abstieg. Wie die tibetische Bergsteiger-Vereinigung mitteilte, erlag er oberhalb von 7.500 Metern vermutlich der Höhenkrankheit.

Mehrere hunderte Bergsteiger am Weg zum Gipfel

Insgesamt starben in dieser Saison auf dem Mount Everest sechs Bergsteiger, in der gesamten Saison 2016 waren es fünf gewesen. Die kurze Bergsteigersaison im Himalaya dauert von April bis Ende Mai, wenn günstiges Wetter herrscht.

Viele Bergsteiger hatten am Wochenende eine Wetterberuhigung genutzt, nachdem die Saison bisher von wechselhaftem, sehr windigem und ungewöhnlich kaltem Wetter geprägt war. Am Montag wollten sich mehr als hundert Bergsteiger am Südhang des Mount Everest auf den Weg zum Gipfel machen, bevor das Wetter wieder umschlägt.

Andy Holzer am Gipfel

Das Wochenende brachte aber auch eine gute Nachricht vom Himalaya: Der blinde Bergsteiger Andy Holzer aus Osttirol erreichte mit seinen Begleitern Wolfgang Klocker und Klemens Bichler den Gipfel des Mount Everest. Mehr dazu lesen Sie hier.

"Die Emotionen überschlagen sich", schrieb Holzer. Nach seinen Angaben dauerte der Aufstieg rund zehn Stunden. Für Holzer war es der dritte Versuch, den Gipfel des Mount Everest zu erreichen. Der blinde Bergsteiger bezwang nun alle "Seven Summits", die höchsten Gipfel der sieben Kontinente.

Erwischt: Keine Genehmigung

Ein Südafrikaner, der wegen unerlaubten Besteigens des Mount Everest festgenommen worden war, kam am Montag gegen Zahlung einer Kaution frei. Ryan Sean Davy sagte in Kathmandu, er habe 1.000 Rupien (zehn Dollar, knapp neun Euro) gezahlt, um nach sechs Tagen aus dem Polizeigewahrsam zu kommen.

Der 43-Jährige war erwischt worden, als er ohne die 11.000 Dollar teure Genehmigung auf den Mount Everest wollte. Ihm droht weiter eine Anklage und ein Bußgeld. Dieses ist doppelt so hoch wie der Betrag, den er sparen wollte. Davy hat keinerlei Bergsteiger-Erfahrung und wollte seine Tour in einem Buch und einem Film festhalten.