Ein halbes Grad macht einen großen Unterschied, die Gletscher werden trotzdem schmelzen und ohne weitere Schritte wird es 2100 um drei Grad Celsius wärmer, so Forscher bei der Generalversammlung der European Geosciences Union in Wien.

Wenn die Temperatur im Lauf des kommenden Jahrhunderts um zwei statt 1,5 Grad Celsius steigt, bringt das noch längere Hitzewellen, der Meeresspiegel steigt weltweit um zusätzliche zehn Zentimeter, die Ernteerträge sinken weiter und die Wasserversorgung wird schlechter, erklärte Michiel Schaeffer von der Wageningen University (Niederlande).

"Bei dem Klimagipfel in Paris hat die Welt beschlossen, die Erwärmung möglichst mit 1,5 Grad Celsius zu limitieren, teilweise weil viele die Auswirkungen einer Erwärmung um zwei Grad für ein zu großes Risiko halten", so Joeri Rogelj vom Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien.

Mittelmeerregion vertrocknet

So würde zum Beispiel die Mittelmeerregion, die schon heute unter vom Klimawandel verursachten Trockenheit leidet, bei 1,5 Grad Celsius Ende des Jahrhunderts um zehn Prozent weniger Frischwasser haben, bei zwei Grad Celsius um 17 Prozent. In tropischen Regionen hätte das zusätzliche halbe Grad verheerende Konsequenzen für die Getreide-Erträge.

Auch das Abschmelzen der Gletscher sei weltweit nicht mehr zu stoppen, sagte Ben Marzeion von der Universität Bremen: "Große Teile des Eises, das wir heute im Gebirge sehen, sind keine lebendigen Gletscher mehr, sondern warten lediglich darauf zu schmelzen." Sie seien bereits stark erwärmt und das Schmelzen erfolge zeitverzögert, aber unaufhaltsam. Bei einer Erwärmung von zwei Grad Celsius verschwinden knapp zwei Drittel der Gletscher, bei 1,5 Grad Celsius die Hälfte, prophezeite er.

"Die Gletscher retten zu können, ist in vielen Gebirgen eine Illusion", so Marzeion, man müsse sich an die Folgen anpassen. Betroffen seien vor allem die Küstenregionen durch den Anstieg der Meeresspiegel und die Gebirgsregionen wie Österreich, wo eine Trinkwasserquelle ausfällt.

Die Gelöbnisse der Staaten die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, um den Klimawandel auf 1,5 oder zwei Grad Celsius zu begrenzen, sind "ein Schritt in die richtige Richtung", decken aber nur die Zeit bis 2030 bindend ab, erklärte Erwan Monier vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (USA). Laut Modellen würde die Temperatur bis 2100 um drei Grad Celsius steigen, weil aus diesem Grund zu wenige Langzeitmaßnahmen gestartet werden.