Ein furchtbarer Fall von Kindergewalt erschüttert den US-Staat Tennessee: Weil es ihm seinen Welpen nicht zeigen wollte, hat ein Elfjähriger in einer Wohnwagensiedlung in White Pine ein achtjähriges Mädchen erschossen.

Die Menschen in der Kleinstadt bei Knoxville seien "geschockt", sagte County Sheriff Bud McCoig am Montag (Ortszeit) vor Journalisten. Der Bub sei wegen Mordverdachts festgenommen worden und befinde sich in einer Jugendhaftanstalt.

Die Tragödie ereignete sich am Samstag gegen 19.30 Uhr: Ihre Tochter McKayla habe vor dem Haus gespielt, berichtete Latasha Dyer dem Fernsehsender WATE 6. Da habe der Nachbarbub die Achtjährige gefragt, ob er ihren Hund ansehen dürfe. Sie habe "Nein" gesagt - kurz darauf habe der Bub ihr in die Brust geschossen.

Der Bursche habe aus dem Mobilheim geschossen, er habe eine zwölfkalibrige Flinte seines Vaters benutzt, sagte McCoig. Der Vater besaß die Waffe legal. Nachbarn zeigten sich entsetzt, dass der Bub Zugang zu der Waffe hatte. "Sie hätte weggeschlossen sein müssen", sagte die Nachbarin Chasity Arwood dem Sender WBIR. Sie hatte den Schuss gehört und musste mit ansehen, wie die Achtjährige auf dem Rasen verblutete.

"Drückt und küsst eure Kinder"

McKaylas Mutter zufolge hatte der Bub ihre kleine Tochter früher häufiger geärgert. "Er hat sich über sie lustig gemacht, war gemein zu ihr." Sie sei zum Schuldirektor gegangen und habe sich beschwert, berichtete Latasha Dyer weiter. "Daraufhin war er für eine Weile ruhig - bis er sie gestern einfach erschoss." In dem Fernsehinterview wirkte die Mutter überwältigt von ihrem Schmerz. "Ich will sie zurück, das ist nicht gerecht. Drückt und küsst eure Kinder jeden Abend, denn ihr könnt euch nicht sicher sein, dass ihr sie auch am nächsten Tag noch habt", sagte sie.

Der Bub lebte mit seinen Eltern und fünf Geschwistern zusammen, das Mädchen mit zwei Geschwistern. "Sie haben immer zusammen gespielt, sie kannten sich und gingen gemeinsam zur Schule", sagte Sheriff McCoig. Die Nachbarn legten vor dem Haus des Mädchens Blumen, Luftballons und Kuscheltiere ab. "Die Familie zu trösten ist das Schwierigste, was ich je gemacht habe", sagte Nachbarin Arwood.

Erst vergangene Woche hatte ein 26-Jähriger an einer Universität in Oregon neun Menschen erschossen. US-Präsident Barack Obama hatte sich danach erschüttert gezeigt, dass Schießereien in den USA "mittlerweile zu einer Art Routine" geworden seien. Mit seinem Versuch, die Waffengesetze zu verschärfen, ist er bisher am Widerstand des Kongresses gescheitert.