Der 29-jährige Guede, der als Adoptivsohn eines italienischen Paares seit seinem sechsten Lebensjahr in der mittelitalienischen Stadt Perugia gelebt hatte, war am 28. Oktober 2008 nach einem Schnellverfahren zu 30 Jahren Haft wegen Mordes an Meredith Kercher verurteilt worden. Nach der Berufung wurde das Strafmaß auf 16 Jahre reduziert.

Die Richter urteilten, dass er mit Komplizen die junge Britin bei einem entarteten Sexspiel mit Dutzenden Messerstichen in Perugia ermordet habe. Den Ermittlern zufolge wiesen die Stichverletzungen stark darauf hin, dass es mehr als einen Täter gab. Nach dem Freispruch von Knox und ihres Ex-Freundes Raffaele Sollecito Ende März müsse der Fall wieder aufgerollt werden, verlangte Guede laut "La Repubblica".

"Ich möchte die Zeit im Gefängnis nutzen"

"Ich bin wegen Komplizenschaft in einem Mord ohne Verantwortliche verurteilt worden", kritisiert Guede. Er warte auf die Veröffentlichung der Begründung für den Freispruch von Knox und Sollecito, danach werde er einen neuen Prozess fordern. Guede hat im Gefängnis begonnen, an der Universität Geschichte zu studieren. "Ich möchte die Zeit im Gefängnis nutzen", betonte der Mann, der seine Strafe in der mittelitalienischen Stadt Viterbo absitzt.

Das Kassationsgericht, die dritte und letzte Instanz im italienischen Strafsystem, hatte Ende März das im Jänner 2014 gefällte Urteil eines Berufungsgerichts in Florenz gekippt, mit dem Knox zu 28 Jahren und Sollecito zu 25 Jahren Haft verurteilt worden waren. Damit ging der fünfte Prozess im Fall der britischen Austauschstudentin Kercher zu Ende, der international für Aufsehen gesorgt hatte.