Auf der Farm von John Gargan leben Dutzende Arbeiterinnen und Arbeiter, die ausgesprochen niedlich und kuschelig sind und ihn keinen Cent kosten. Der Australier hat Meerschweinchen „angestellt“, um Unkraut und wucherndes Gras zu bekämpfen und seine Böden gleichzeitig mit Nährstoffen zu versorgen. Denn die kleinen Pellets, die die Tiere ausstoßen, sind ein hervorragender Dünger. 

Normalerweise bringen die meisten Bauern in Australien Schafe, Ziegen und Rinder zum Einsatz, um ihre Anbauflächen frei von Unkraut zu halten und nicht mit Gras überwuchern zu lassen. Doch die Hufe der großen Nutztiere verdichten den Boden vor allem während der Regenzeit im Norden Australiens. Ziegen nagen zudem auch Bäume an und fressen alles Obst auf, das sie erreichen können.

Obwohl auch der 77-jährige Gargan Kühe auf seiner Farm hält, hat er sich noch zusätzlich einen völlig neuen Ansatz für seinen Betrieb in Mutchilba westlich von Cairns im Nordosten Australiens überlegt. „Die Idee kam mir mitten in der Nacht“, berichtete Gargan im Interview. Meerschweinchen würden keine Löcher in den Boden graben, nicht klettern und normal nichts anderes als Gras und Unkraut fressen. Damit würden sie sich optimal dafür eignen, Gras und Unkraut zwischen seinen Nutzpflanzen niedrig zu halten.

Leisten „phänomenale Arbeit“

Nur seine Ananas müsse er vor den kleinen Nagern, die ursprünglich aus Südamerika stammen, schützen, berichtete der Landwirt. Alles in allem würden die Meeerschweinchen aber ganz „phänomenale Arbeit“ leisten. Vor allem würden sie auch jenes Gras abfressen, das zwischen den Bäumen wachse und schwer mit Maschinen erreichbar sei, so Gargan.

Gargan, der seit 60 Jahren in der Landwirtschaft tätig ist, hatte bisher nie Angst davor, auf seinem Bauernhof Neues auszuprobieren. Vor wenigen Jahren erst begann er mit der sogenannten syntropischen Landwirtschaft, bei der er mehrere Baumarten auf einem zwei Hektar großen Grundstück pflanzte, um einen blühenden natürlichen „Nahrungswald“ zu schaffen. Das Prinzip der syntropischen Landwirtschaft, das auf den Schweizer Ernst Götsch zurückgeht, setzt auf Mischkulturen, in denen Pflanzen sich gegenseitig stärken und unterstützen.

Ein Kalender für die Landwirtschaft

Dieses System kombiniert Gargan mit Aspekten der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, die ganz auf dem Motto der Ausgewogenheit basiert. So wachsen bei Gargan neben Maulbeer- und Avocado-Bäumen Bananenstauden und Sonnenblumen mischen sich unter Mais, Kartoffeln, Süßkartoffeln und Bohnen. Auf anderen Weiden wiederum grasen Vieh und Gänse, die Gargans Farm ähnlich wie die Meerschweinchen mit natürlichem Dünger versorgen. Durch den Einsatz von Beipflanzungen und den Verzicht auf Chemie – seien es Pestizide oder Dünger – ähnelt das System auch dem ökologischen Landbau.

Die Biodynamik gehe aber nochmal weiter, erklärte Gargan. So bezieht der Australier auch den Einfluss von Sonne und Mond sowie anderer Planeten bei seiner Arbeit mit ein. Beispielsweise nutzt der 77-Jährige einen sogenannten biodynamischen Kalender für den Anbau. „Ich folge dem Kalender und wenn da steht, pflanzen Sie eine Wurzelpflanze, pflanze ich Karotten, und an Fruchttagen kommen Tomaten und Kürbis in die Erde.“ Mit diesem System ist Gargan ausgesprochen erfolgreich, wie er sagte: „Wir haben eigentlich einen sehr schlechten Boden, aber wir haben stets ergiebige Ernten.“

Vorsicht vor Wildkatzen, Falken und Schlangen

In dieses Farmsystem passen auch die Meerschweinchen, die Gras und Unkraut zwischen den Bäumen niedrig halten, bestens, wie der Farmer findet. Inzwischen hat er jede seiner Baumalleen umzäunt, um den perfekten Lebensraum für seine neuen Rekruten zu schaffen. Ein größeres Problem stellt derzeit aber noch der Schutz der kleinen Unkrautvertilger dar: Denn nachdem seine Meerschweinchenpopulation im letzten Jahr auf 140 angeschwollen war, hat der Farmer fast zwei Drittel wieder durch Raubtiere verloren. Vor allem Wildkatzen und Falken machen Jagd auf die Meerschweinchen. Das eine oder andere fiel auch schon den Schlangen in der tropischen Region zum Opfer.

Mittlerweile hat der Bauer deswegen eine eigene Aufzucht eingerichtet, um die Population wieder aufzubauen. Dafür hat er die Tiere kurzzeitig aus der Weide geholt, während er daran arbeitet, sie besser zu schützen. So will er künftig nur noch die männlichen Tiere auf die Weide schicken und ihnen mehr Unterschlupfmöglichkeiten schaffen, damit sie sich vor Raubvögeln in Sicherheit bringen können. Um seine Schützlinge gegen Wildkatzen zu beschützen, will Gargan Fallen aufstellen.

Gargans Farmmethoden haben inzwischen auch andere Landwirte aufhorchen lassen. Der australische Fernsehsender ABC hat bereits mehrmals über den 77-Jährigen berichtet und das Interesse ist so groß, dass er seine Farm für sogenannte „Field Days“ öffnet, an denen er Besucherinnen und Besucher auf seinem Bauernhof umherführt und in seine Methoden einweiht.