Seine Qualitäten als höchst wandelbarer und vielseitiger Schauspieler scheinen unbestritten – ob er nun den großnasigen Cyrano von Bergerac, Hamlet oder Christoph Kolumbus mimte. Im Film „Das Wunder von Marseille“ etwa lotete er als grantiger Schachlehrer feinste Facetten seiner Kunst aus, er gab aber auch schon einen abgehalfterten Schlagersänger, einen Schlachthofarbeiter oder einen Alzheimer-Patienten. Wuchtig in seiner Erscheinung, feinfühlig in seiner Darstellungspalette.

Zahlreiche schwere Vorwürfe

Das alles ist wohl dauerhaft überschattet von schweren Vorwürfen gegen Frankreichs bröckelnde Schauspielinstitution Gérard Depardieu: Image und Karriere des notorisch polternden Schwergewichts sind im freien Fall, Kulturministerin Rima Abdul Malak bezeichnete das respektlose und sexistische Verhalten des Schauspielers gegenüber Frauen als „Schande für Frankreich“.

Das, was schon länger ein relativ offenes Geheimnis war, wurde von einem jüngst ausgestrahlten Dokumentarfilm belegt. Anzeigen wegen kolportierter sexueller Übergriffe stapeln sich mittlerweile (im Unterschied zu neuen Engagements), ein Verfahren wegen Vergewaltigung läuft gegen den am 27. Dezember 75-Jährigen. Sorgten seine Wahlheimat Russland und seine zumindest bis Kriegsbeginn verliebten Worte für Wladimir Putin für Raunen in der Grande Nation, geht es mittlerweile um ganz andere Vorwürfe.

Dass er seine Mitgliedschaft in der hoch angesehen „Ehrenlegion“ zur Verfügung stellt, wird den Schaden kaum begrenzen. „Ich lebe mich selbst. Schauspieler, die spielen, sind uninteressant“, ein Zitat Depardieus, das nun einen ganz anderen Beigeschmack bekommen hat. Fürsprecher hat er noch in seiner Familie, die eine „kollektive Wut“ und „beispiellose Verschwörung“ ortet. Depardieu selbst beteuert in einem offenen Brief im „Le Figaro“ vehement seine Unschuld. Was zu beweisen ist.