Die Kinder des im Juni verstorbenen italienischen Ex-Premiers Silvio Berlusconi haben die Zahlungen an insgesamt 20 Frauen eingestellt, die seit elf Jahren 2500 Euro monatlich als „Ausgleich für erlittene Rufschädigung“ wegen deren Teilnahme an den Bunga-Bunga-Partys in der Villa des früheren Ministerpräsidenten bekommen hatten. Jetzt greifen diese zur Gegenwehr. Alessandra Sorcinelli, eine der Frauen, die die Apanage verloren hat, kündigte Klage gegen Berlusconis Erben an.

Nach dem Tod Berlusconis wurden Miet- und Nutzungsverträge für Wohnungen und Häuser gekündigt, in denen mehrere Frauen auf Kosten Berlusconis hatten wohnen dürfen. Auch Sorcinelli und ihre Freundin Barbara Guerra erhielten die Aufforderung, ihre Wohnung in Mailand zu räumen, da die Erben Berlusconis den Mietvertrag nicht verlängern wollen.

Wohnung soll Geschenk sein

Die beiden Frauen behaupten stattdessen, dass die Wohnung „ein Geschenk und Teil einer Entschädigungsvereinbarung nach einer langen Bekanntschaft“ mit dem ehemaligen Vorsitzenden der Regierungspartei Forza Italia sei, so Sorcinelli im Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ am Sonntag. Um diese These zu untermauern, hat Guerra auch die Tonaufnahme eines Telefongesprächs zwischen ihr und Berlusconi aus dem Jahr 2015 veröffentlicht, in dem der Medienzar erklärte, dass er das Haus auf ihren Namen überschreiben wolle, sobald ein gegen ihn laufender Prozess wegen Zeugenbestechung zu Ende sei. Die beiden Frauen beschuldigten Berlusconis Erben, den Willen ihres Vaters zu ignorieren.

Die Zahlungen an die 20 Frauen summierten sich nach Angaben italienischer Medien auf rund elf Millionen Euro. Berlusconi, der im Juni im Alter von 86 Jahren starb, hatte den Vorwurf der Staatsanwälte stets zurückgewiesen, dass es sich bei den Zahlungen um Schweigegeld für Zeuginnen in den zahlreichen Verfahren gegen den Politiker und Unternehmer gehandelt habe. Vielmehr sei Berlusconi bekanntermaßen immer großzügig und loyal gewesen.