Die USA haben offenbar Israels Plan für eine Operation in der südlichen Gaza-Stadt Rafah akzeptiert. Allerdings müsse Israel im Gegenzug auf einen Großangriff auf den Iran als Reaktion auf Teherans Raketen- und Drohnenangriff verzichten. Darüber berichtet „The Times of Israel“ mit Bezug auf Aussagen von ägyptischen Beamten gegenüber einer katarischen Nachrichtenagentur. „Die amerikanische Regierung hat den zuvor von der Besatzungsregierung vorgelegten Plan für eine Militäroperation in Rafah akzeptiert, wenn sie im Gegenzug keinen Großangriff auf den Iran durchführt“, so ein ungenannter Beamter gegenüber Al-Araby Al-Jadeed.

Laut „The Times of Israel“ wird vermutet, dass vier Hamas-Bataillone in Rafah stationiert seien. In Rafah sollen auch Hamas-Führer versteckt sein, möglicherweise zusammen mit israelischen Geiseln. Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat mehrfach behauptet, die Pläne für eine Operation in Rafah genehmigt zu haben. Vor Kurzem sagte er, dass ein Datum für den Start festgelegt worden sei.

„Angriff Israels auf iranische Anlagen geplant“

Der ehemalige Mossad-Direktor, Zohar Palti, deutet indes im Gespräch mit „Sky News“ an, dass ein israelischer Angriff auf nukleare Einrichtungen im Iran möglich sei. „Ohne Zweifel“ sei das eine Möglichkeit, „alles ist im Moment auf dem Tisch“. Auch auf explizite Nachfrage zu Nuklearanlagen betonte er das: „Alles eingeschlossen.“ Der Iran hat am Sonntag seine Atomanlagen vorübergehend geschlossen – offiziell aus „Sicherheitsgründen“. Die Internationale Atomenergiebehörde hielt zudem ihre Inspektoren zwei Tage lang fern.

Abdolrahim Mousavi, der Oberbefehlshaber der iranischen Armee, hat am Rande einer Militärparade betont, dass die Streitkräfte des Landes derzeit in höchster Alarmbereitschaft seien. Israel würde Irans Defensivmaßnahmen erkennen und deshalb auch auf einen Angriff verzichten, so Mousavi weiter.

Israel wollte auf iranischen Angriff rasch reagieren

Israel hat Medienberichten zufolge eine schnelle Reaktion auf den iranischen Angriff vom vergangenen Wochenende erwogen. Der israelische Sender Kan berichtete in der Nacht auf Donnerstag, Regierungschef Benjamin Netanyahu habe sich, nachdem er mit US-Präsident Joe Biden gesprochen habe, dafür entschieden, zuvor genehmigte Pläne für Vergeltungsschläge im Falle eines Angriffs nicht umzusetzen.

Diplomatie habe eine Rolle gespielt, sagte ein hochrangiger Beamter, der anonym bleiben wollte, dem Sender: „Es wird eine Antwort geben, aber sie wird anders ausfallen, als ursprünglich geplant.“

Grünes Licht „ohne Anordnung“

Das US-Nachrichtenportal Axios berichtete unter Berufung auf israelische Kreise, dass das Kriegskabinett bei einer Sitzung am Montag überlegt habe, grünes Licht für Angriffe zu geben, ohne diese jedoch anzuordnen. Es handelte sich um die zweite Sitzung des Kriegskabinetts seit dem iranischen Angriff vom Wochenende.

Dem Axios-Bericht nach teilte Israel den Vereinigten Staaten am Montag die Entscheidung mit, abzuwarten. Washington hatte seinen Verbündeten zur Zurückhaltung aufgerufen. Der US-Sender ABC berichtete, die israelische Regierung habe zweimal Angriffe gegen den Iran erwogen, ohne sie jedoch umzusetzen.

Der Iran hatte in der Nacht auf Sonntag erstmals von seinem Staatsgebiet aus Israel direkt angegriffen. Nach israelischen Angaben wurden fast alle der mehr als 300 vom Iran abgefeuerten Drohnen und Raketen unter Mithilfe anderer Staaten abgewehrt. Teheran hatte die Drohnen- und Raketenangriffe als Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen tödlichen Angriff auf ein iranisches Konsulatsgebäude in Damaskus am 1. April bezeichnet.