Nein, nein, beruhigt der Immobilienkeiler beim Besichtigungsrundgang, ein Bunker wird das nicht. Echt nicht! Aber halt ein sicheres Luxusdomizil für die "dunkle Zeit"! Wenn Vegetation und Mur endgültig verdorrt sind, das Massensterben einsetzt und in Reininghaus Kannibalenhorden auf Menschenjagd gehen: Dann, ja da könne, wer jetzt rechtzeitig investiert, es sich im "Palais Schloßberg" gemütlich machen.

Das Domizil im Inneren des Grazer Wahrzeichens werde dann, mit Solar- und Windenergie, Wasseraufbereitung und Insektenfarm ausgestattet, fürs leibliche Wohl der 144 Auserwählten sorgen, die dort im "Ruhemodus" die Apokalypse überdauern können. Untergangsprophetie trifft Geschäftemacherei: Gekonnt amüsiert sich das Theater im Bahnhof in seiner Herbst-Produktion "Palais Schloßberg" über gängige Weltuntergangsängste und deren kapitalistische Ausschlachtungsversuche.

Zwar scheint das Grazer Baufieber, ein weiteres Ziel des Spotts, seit der Graz-Wahl 2021 etwas eingedämmt – das ändert wenig an der Aktualität des simulierten Verkaufsevents, bei dem das Publikum mit salbungsvollen Slogans ("Heimkommen, bevor es dunkel wird!") auf eine unterirdische Zukunft eingestimmt wird. Wer will, kann dann noch eine Führung durch die Nazi-Stollen im Bergesinneren mitmachen. Nur, damit klar ist, in welche Richtung das Errettungsgefasel der Truppe tatsächlich geht. Oder aus welcher es kommt.

Palais Schloßberg: Unterirdische Träume werden wahr – in Graz! Theater im Bahnhof/Graz Museum Schlossberg. 30. 9., 2./11./14. 10., 18 Uhr. www.steirischerherbst.at