In der Nacht auf Mittwoch hatten die Einsatzkräfte eine 90-jährige Frau gerade noch aus ihrer brennenden Wohnung in Wien-Simmering retten können. Für ihren um drei Jahre älteren Ehemann kam jedoch jede Hilfe zu spät.

Da die Brandursache vorerst unklar war und es einen Toten gab, nahm die Mordgruppe des Landeskriminalamts Wien die Ermittlungen auf. Und brachte Erschreckendes zutage: Die 90-Jährige hatte das Feuer absichtlich entfacht, indem sie Zeitungen in Brand gesteckt hatte. Sie wollte sich selbst und ihren Ehemann umbringen.

Als Motiv gab die Tatverdächtige Probleme mit der Hausverwaltung und eine langwierige Erkrankung des 93-Jährigen an. Sie wurde in eine Justizanstalt gebracht.

Motiv Überforderung

Die Tat reiht sich in eine ganze Reihe ähnlich tragischer Tötungsdelikte, wo Angehörige mit der Pflege ihrer Liebsten nicht mehr zurecht kamen. Erst vor einem Monat tötete aufgrund einer schweren Erkrankung ein 84-Jähriger seine 82-jährige Frau sowie den Hund der Familie. Im Februar hatte ein 60-Jähriger in Graz seine Mutter und seinen Bruder getötet und anschließend Selbstmord begangen, weil er mit der Pflege der beiden überfordert war.

Am gestrigen Donnerstag machten Pflegeorganisationen, Gewerkschaft und Sozialversicherungsdachverband auf die Problematik aufmerksam. Sie sahen bei der Pflegereform der Bundesregierung noch Nachbesserungsbedarf. Die Entlastung pflegender Angehöriger ging ihnen nicht weit genug. So haben nur rund 24.000 der insgesamt rund 950.000 pflegenden Angehörigen Anspruch auf den Angehörigenbonus von 1.500 Euro. Voraussetzung sind nämlich Pflegestufe 4 und Selbst- oder Weiterversicherung der Angehörigen. Pensionisten, die laut Sozialversicherungs-Dachverband die Hälfte der Angehörigen-Pflege übernehmen, sind damit ausgeschlossen, wurde kritisiert. Laut Dachverband der Sozialversicherungsträger kann wegen der für die Auszahlung notwendigen Vorarbeiten zudem "nicht sichergestellt werden", dass der Angehörigenbonus wie geplant ab 1. Jänner 2023 ausgezahlt wird