Wie groß ist die Erleichterung, dass die EU-Kommission diese Empfehlung abgegeben hat?
VASYL KHYMYNETS: Wir sind enorm glücklich. Es ist starkes Signal historischer Bedeutung für alle Ukrainer. Es ist auch ein starkes Signal für die EU. Die nächste wichtige Entscheidung wird nächste Woche beim EU-Rat fallen. Ich möchte auch an die österreichische Bundesregierung appellieren, diese Empfehlung zu unterstützen.

Haben Sie Sorge, dass sich andere Länder noch dagegenstellen könnten?
Soweit ich informiert bin, gibt es durchaus einen Konsens. Wir sind guter Hoffnung.

Ein Kandidatenstatus ist natürlich nur ein erster Schritt. Es gibt viele Länder, die schon sehr lange Kandidaten sind. Wieso ist dieser Schritt trotzdem so wichtig?
Es ist die erste Entscheidung jener Art, bei der die EU sich so klar zur Ukraine positionierte. Es ist ein Ansporn, an den Reformen weiterzuarbeiten. Diese Entscheidung basiert auf der Tatsache, dass die Ukraine schon Enormes erreicht hat. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte das heute selbst ganz klar: Die Ukraine hat bereits rund 70 Prozent der EU-Vorschriften, Normen und Standards umgesetzt. Wir sind dankbar, dass das würdig honoriert wird.

Wir sind uns aber auch bewusst, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben. Einen Weg mit weiteren Reformen und Aufgaben, zum Beispiel den Kopenhagener Kriterien. Wir bekennen uns dazu und sind bereit, diesen Weg zu gehen. Diese Ermutigung gilt für 91 Prozent der ukrainischen Bevölkerung, denen gezeigt wird, dass es sich lohnt, weiterzuliefern.

Verstehen Sie die Bedenken – auch seitens Österreich – dass sich der Westbalkan nun benachteiligt fühlen könnte?
Wir haben klare Statements von Mitgliedern der Bundesregierung, dass die Entscheidung der Europäischen Kommission akzeptiert wird. Auf der anderen Seite: Wir sehen keine Konkurrenz zum Westbalkan. Umgekehrt: Wir arbeiten mit ihnen sehr erfolgreich zusammen. Wir unterstützen uns gegenseitig. Ich möchte sie auf die jüngste Erklärung von Albanien, Nordmazedonien und Montenegro verweisen. Diese Länder sind bereit, uns auf unserem Weg zu unterstützen. Genauso wünschen wir uns für alle Westbalkan-Länder, dass diese ähnliche Entscheidungen der EU bekommen, die für den weiteren Integrationsweg wichtig sind.