Der junge Mann ist 17 Jahre alt, seit Samstag Juniorenweltmeister und hat in Richmond (USA) als erster Österreicher überhaupt Gold bei einer Rad-Straßen-WM geholt. Und dennoch funkeln die Augen von Felix Gall nicht nur wegen seiner eigenen Heldentat, sondern auch weil er mit dem doppelt so alten Radprofi Bernhard Eisel Schulter an Schulter an einem Tisch im Klagenfurter Seeparkhotel sitzt. "Der Bernie ist ein Star und mein großes Vorbild. Was er geleistet hat, ist beeindruckend", sagt Gall, der sich gestern gleich nach der Ankunft auf dem Heimweg nach Nußdorf-Debant mit Eisel traf. "Dabei hat Felix schon mehr erreicht als ich, er ist Weltmeister. Das habe ich viele Jahre verfolglos probiert", sagt Eisel, der ebenfalls Grund zu feiern hat.


Der Wahl-Klagenfurter gibt bekannt, dass er für die nächsten drei Jahre beim MTN-Qhubeka-Team unterschrieben hat. Der südafrikanische Rennstall, der ab 2106 Dimension Data heißen wird, bestätigt zudem die Verpflichtung von Eisels "Busenfreund" Mark Cavendish, der zuletzt für Quick Step fuhr. Der gebürtige Steirer war schon in der gemeinsamen Zeit bei HTC und bei Sky das Mastermind hinter Cavendishs 25 Etappensiegen bei der Tour de France. "Unser Ziel bleiben natürlich Etappensiege bei der Tour", erklärt Eisel. Sein Entschluss das Sky-Team trotz Vertragsangebots nach vier Jahren zu verlassen, sei im Sommer gefallen. Da musste Eisel erstmals seit Jahren bei der Tour de France zuschauen: "Das war aber nicht der Hauptgrund das erfolgreichste Team der Welt zu verlassen. Nach 15 Jahren als Profi fällt es nicht immer leicht, aufzustehen und aufs Rad zu sitzen. Ich habe eine neue Herausforderung gebraucht. Und beim neuen Team kann ich mit meiner Erfahrung helfen, etwas zu entwickeln."


Entwicklungshilfe soll es auch für Felix Gall geben. "Er hat meine Handynummer und kann mich jederzeit anrufen, wenn er etwas braucht. Ich will mich aber nicht als sein Entdecker aufspielen. Er soll sich den Spaß am Radsport einfach behalten, das Leben und die Goldene auch genießen können und die Schule fertigmachen. Das Talent bleibt ja erhalten. Aus guten jungen Fahrern sind meistens gute Profis geworden, man darf ihn nur nicht verheizen", betont Eisel. Worte, die bei seinem potenziellen Nachfolger auf Gehör stoßen. "Die HAK-Matura ist auf jeden Fall geplant", sagt Gall, der bereits vom Farmteam der Quick-Step-Mannschaft eine Einladung für ein Trainingscamp bekam.


Gall schwärmt auch über den Rückflug aus Amerika: "Der Verband hat mir einen Platz in der Business-Klasse spendiert, da fühlt man sich wie ein König. Ich habe auch viele Gratulationen bekommen, mit so viel Aufmerksamkeit habe ich nicht gerechnet." Vom Flughafen in Wien wurde er von seinen Eltern Petra und Herbert abgeholt. "Auch bei uns klingelt ständig das Telefon", sagen die beiden stolz. Am Freitag ist übrigens ein großer Empfang in Galls Osttiroler Heimat geplant.

ANDREAS JANDL