Die Abschaffung der kalten Progression, der Teuerungsbonus, die Valorisierung von Sozialleistungen: Immer wieder betont die Bundesregierung Maßnahmen, die gesetzt wurden, um die hohe Teuerung der vergangenen beiden Jahre abzufedern. Was Leistungen für Familien betrifft, ist das laut einer vom Familienministerium beauftragten Studie gelungen.

Schon 2022 hatte die Joanneum Research Forschungsgesellschaft unter der Leitung von Direktor Franz Prettenthaler untersucht, wie hoch Transferleistungen für unterschiedliche Familienkonstellationen ausfallen. Nun wurde in einer zweiten Runde erhoben, wie sich diese Leistungen zwischen 2021 und 2023 – also auch am Höhepunkt der Teuerung – entwickelt haben.

Errechnet hat man je nach Anzahl der Familienmitglieder und dem Alter der Kinder, dass kinderabhängige Leistungen in diesem Zeitraum etwa zwischen 20 und 30 Prozent gestiegen sind. Die Inflation betrug im selben Zeitraum insgesamt 17 Prozent. Zur Berechnung wurde das Einkommen einer Familie ohne Kinder von dem einer Familie mit demselben Verdienst mit Kindern abgezogen. Die Differenz sind „kinderinduzierte“ Transfers, also Geld, das eine Familie ohne Kinder in einer ähnlichen Situation nicht zur Verfügung hätte. Der Begriff ist also weiter gefasst als klassische Familienleistungen wie Familienbeihilfe oder Kinderabsetzbetrag. „Auch die Abschaffung der kalten Progression trifft eine Familie mit Kindern anders als Menschen ohne Kinder“, erklärt Prettenthaler.

Strukturelle Leistungen alleine hätten nicht gereicht

Unterschieden wird in der Studie zwischen strukturellen Leistungen, wie beispielsweise der Abschaffung der kalten Progression und der Valorisierung der Familienbeihilfe und punktuellen Zuschüssen, die in der Zeit der hohen Teuerung zusätzlich gewährt wurden. Letztere seien vor allem für einkommensschwache Familien entscheidend gewesen, sagt Prettenthaler. „Nur mit strukturellen Maßnahmen alleine hätte man insbesondere im unteren Einkommensbereich die Inflation nicht zur Gänze abfedern können.“

Insgesamt profitierten Alleinerziehende stärker als Paarhaushalte. Eine alleinerziehende Mutter oder ein alleinerziehender Vater mit einem Kind bekam 2023 etwa um 29 Prozent mehr als 2021, bei einer Familie mit zwei Elternteilen betrug die Differenz 22 Prozent. In Familien mit vier Kindern fiel der Unterschied zwischen Alleinerziehenden und Paaren geringer aus: Auch hier gab es für Paare mit Kindern ein Plus von 22 Prozent, bei Ein-Eltern-Haushalte mit vier Kindern betrug dieses 24 Prozent.

Haushalte mit geringem Einkommen profitierten stärker

Auch Haushalte mit geringerem Einkommen profitierten stärker als solche mit höheren Einkommen. Im untersten Einkommensdezil, also dem Zehntel mit dem geringsten Einkommen, erhielt ein Paar mit zwei Kindern beispielsweise im Schnitt 615 Euro pro Monat und Kind an kinderbezogenen Transfers, punktuelle Leistungen sind da noch nicht eingerechnet. In höheren Einkommensklassen sank der Wert allmählich auf rund 400 Euro. Bei Alleinerziehenden profitierte das zweite und dritte Einkommensdezil am stärksten, erst ab dem 4. Dezil ist ein Rückgang zu verzeichnen.

Ministerin Raab betonte bei der Präsentation der Studie am Dienstag besonders die Valorisierung der Familienbeihilfe, inflationsbedingt wurde diese zum Jahreswechsel um 9,7 Prozent erhöht. Da die Inflation mittlerweile auf 4,5 Prozent gesunken sei, hätten Familien finanziell „mehr Luft zum Atmen“. Auch in Sachleistungen investiere die Bundesregierung vermehrt, etwa über den Finanzausgleich in den Ausbau der Kinderbetreuung.