Zuerst möchte uns Elon Musk auf den Mond schießen, jetzt will er uns auch noch unter die Erde bringen. Und zwar jeweils mit einer eigenen Firma. Doch während die Raketen und Raumschiffe von Space X nur ein Luxustransportmittel für gelangweilte Reiche bleiben dürften, könnten die Visionen der Boring Company durchaus das Potenzial haben, unsere tägliche Mobilität durcheinander zu wirbeln. Aber Moment mal: Boring Company? Soll das ein Scherz sein? Ganz im Gegenteil. Langeweile (engl. boring) kommt bei deren Plänen garantiert nicht auf. Und alles startete mit einem Tweet von Elon Musk, in dem er sich über den Verkehr aufregte, und ankündigte, eine Tunnelbohrmaschine zu bauen und zum Graben anzufangen.

Was das zu bedeuten hat? Ende 2016 gegründet, möchte sich Musks neueste Unternehmung um die allgegenwärtigen Probleme der Infrastruktur kümmern. Zuerst einmal daheim in Los Angeles, der US-Metropole, die jeden Tag traditionell im Verkehr erstickt. Und dieses Problem möchte der Transport Pod lösen. Hierbei handelt es sich um eine Art Gondel auf Rädern mit Elektroantrieb, die autonom fährt und bis zu zehn Personen lautlos ans Ziel bringt. Die Batterien stecken im Fahrzeugboden, die Reichweite reicht aber nur für kurze Distanzen. Und außerdem ändert das ja nichts an der grundsätzlichen Problematik der überfüllten Straßen. Aber auch dafür hat die Boring Company schon eine Idee.

Warum gräbt man nicht einfach ein Tunnel-Netzwerk und setzt die Transport Pods, oder auch Autos auf unterirdische Schlitten, die autonom fahrend mit bis zu 200 km/h unterwegs sein sollen. Das birgt natürlich ein gewaltiges Zeit-Einsparungspotenzial, und anlässlich einer Konferenz im Mai 2017 gab Elon Musk auch schon ein konkretes Beispiel zum Besten: Die rund 20 Kilometer lange Strecke vom internationalen Flughafen in Los Angeles nach Westwood könnte mit den Boring-Schlitten in nur fünf Minuten bewältigt werden. Bei normalem Verkehrsaufkommen müsse man an der Oberfläche hingegen mit bis zu 45 Minuten rechnen. Und mehr noch: Wer die Nerven hat und öffentliche Verkehrsmittel benutzt, kann sogar bis zu zwei Stunden unterwegs sein.

Das klingt natürlich super. Zumal Los Angeles ein echtes Problem hat, was den Ausbau von Straßen- und U-Bahn hat. Und genau so super klingt der ambitionierte Endausbau des Tunnel-Netzwerkes, das über 60 Kilometer lang sein und die wichtigsten Orte des San Fernando Valleys miteinander verbinden soll.

Aber trotzdem: Ist Elon Musks Plan nicht ein wenig sehr weit her geholt? Im Gegenteil. Im Februar begann die Boring Company bereits mit den Bohrungen eines Probetunnels auf dem Gelände von Space X in Kalifornien. Und im April befand sich bereits eine eigene Bohrmaschine (Tunnel Boring Machine – daher auch der Name der Firma) im Besitz der Boring Company.

Erste Testfahrten mit Schlitten sollen bereits erfolgreich absolviert worden sein, und wenn man ein wenig darüber nachdenkt, ist dieser Zugang zum Thema nachhaltige Mobilität sogar ein durchaus amerikanischer. Wir reden hier schließlich von einer Art Drive-in-U-Bahn, für deren Besteigen man sein Auto nicht einmal verlassen muss. Wann die Pläne der Boring Company konkret werden könnten? Gute Frage. Aber vielleicht setzt Elon Musk auch dafür einen Tweet ab.