Sie dürfen sich seit zehn Jahren A-Teamspieler nennen. Dennoch ist es Ihre erste Europameisterschaft.
ZLATKO JUNUZOVIC: Leider hat es nicht für die Heim-Europameisterschaft 2008 gereicht. Davor war ich unter Teamchef Josef Hickersberger immer mit dabei, auch im Trainingslager. Kurz vor der Euro ist das Aus gekommen.
Warum?
JUNUZOVIC: Leider habe ich da nicht meine beste Zeit erlebt. Der Konkurs mit dem GAK ist davor auch noch dazugekommen. Deshalb ist es jetzt umso besser, dass ich noch ein Turnier miterleben darf.
In Mallemort haben alle Spieler Einzelzimmer. Vermissen Sie Ihren Standard-Zimmerkollegen Julian Baumgartlinger?
JUNUZOVIC (lacht): Es ist gerade noch auszuhalten. Klar ist, dass wir auch so extrem viel Zeit miteinander verbringen. Wir haben im Hotel genug Möglichkeiten.
Am Dienstag hat das lange Warten ein Ende. Gegen Ungarn folgt endlich der EM-Auftakt. Wie geht es Ihnen?
JUNUZOVIC: Ich spüre ein unglaubliches Kribbeln. Um ehrlich zu sein, habe ich so eine Nervosität zuletzt in meiner Anfangszeit gespürt. Genau solche Spiele will jeder Fußballer erleben.
Welches Rezept wird gegen Ungarn vonnöten sein, um zu reüssieren?
JUNUZOVIC: Wir müssen mutig auftreten und uns sehr gut bewegen. Nur so können wir Löcher aufreißen.
Zu viel Mut birgt aber auch immer Gefahr, oder?


JUNUZOVIC: Klar, uns werden auch Fehler passieren, aber wir dürfen uns von ihnen nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern müssen diese gemeinsam ausmerzen.
Welche Spieler der Ungarn stechen heraus?
JUNUZOVIC: Tormann Gabor Kiraly ist nicht nur wegen seiner Trainingshose Kult. Er spielt schon ewig, ich habe ihn schon als Kind im Fernsehen gesehen. Da hat er noch in der deutschen Bundesliga gespielt. Aber auch Kapitän Balazs Dzsudzsak ist ein überragender Mann. Er hat hohe individuelle Klasse und kann viele Positionen spielen.
Wie steht es um Ihren Bremer Klubkollegen Laszlo Kleinheisler?
JUNUZOVIC: Unsere zentralen Mittelfeldspieler müssen da wirklich aufpassen. Er ist sehr dynamisch, sehr lästig und gibt nie auf. Ich verstehe mich gut mit ihm, aber auf dem Platz ist er echt ungut (lacht). Der gibt in jeder Aktion 100 Prozent, manchmal ist er fast ein bisschen zu wild.
Spielt es Österreich in die Karten, dass im ungarischen Kader im Gegensatz zu Österreich bei Weitem nicht so viele Spieler stehen, die in ihren Klubs regelmäßig spielen?
JUNUZOVIC: Das macht bei so einem Turnier nicht so einen Unterschied. Auf diesem Niveau entscheiden nur Kleinigkeiten. Individuell gibt es schon stärkere Spieler, aber was die Physis anbelangt, bewegen sich ziemlich alle auf einem Level. Man hat ja schon gesehen, dass alle Spiele extrem eng sind. Haushohe Favoriten gibt es hier nicht.
Ganz Fußballösterreich ist heiß auf den Auftakt. Spüren Sie eine gewisse Verantwortung?
JUNUZOVIC: Natürlich bekommen wir die Euphorie mit. Wir sind so heiß wie die Fans. Hoffentlich tragen wir unseren Teil dazu bei, dass die Stimmung noch besser wird.

INTERVIEW: MICHAEL LORBER