Ein Messeauftritt bei der Möbelmesse Salone del Mobile in Mailand sprengt das Budget kleiner, aber feiner Manufakturen und kreativer Jungtalente. Die Außenwirtschaft Austria bietet heimischen Herstellern, Designbüros und Studierenden deshalb seit sieben Jahren während der Mailänder Messewoche die Chance, sich bei einer österreichischen Designausstellung einem internationalen Publikum zu präsentieren.

Heuer wurden dabei 75 Exponate von Möbeln und Leuchten bis zu Tafelgeschirr gezeigt. Das Motto „Back Ahead“ bzw. „Ohne Herkunft keine Zukunft“ wurde mit Bedacht gewählt: „Blickt man auf die ersten beiden Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zurück, als Österreich mit avantgardistischen, interdisziplinären Bewegungen wie der Wiener Werkstätte für internationales Aufsehen sorgte, lassen sich im heutigen Design-Anspruch einige Parallelen erkennen“, sagt der Designer Georg Œhler als Kurator der Schau. „In einer Zeit der permanenten Erneuerung kann ein Blick zurück hilfreich sein.“ In diesem Sinne war in Mailand Perspektivenwechsel angesagt.

Die neuen Trends

Die Mailänder Möbelmesse, der Salone del Mobile, mit jährlich mehr als 300.000 Besuchern aus der ganzen Welt, gilt als das verlässlichste Trendbarometer für die Einrichtungsbranche. „Die Messe ist ausschlaggebend für die Positionierung im gehobenen Segment“, sagt Hartmut Roehrig, Geschäftsführer der Wittmann Möbelwerkstätten, dessen Unternehmen zu den österreichischen Firmen mit eigenem Messestand bei der Schau gehört. Was dabei zählt? „Für uns ist entscheidend, den feinen Unterschied bei handwerklichen Details und beim Komfort belegen zu können. Wir gehören zu den wenigen Herstellern weltweit, die Polsterkompetenz auf höchstem Niveau nicht nur behaupten, sondern wirklich leben und durchgehend realisieren können.“

Das neue Mono-Sofa von Wittmann ist ein Entwurf von Marco Dessi
Das neue Mono-Sofa von Wittmann ist ein Entwurf von Marco Dessi © (c) Bernhard Angerer

Um handwerkliche Details und Komfort ging es auch beim Messeauftritt des Naturholzmöbel-Herstellers Team 7, der mit seinen Produkten seit knapp 15 Jahren beweist, dass „gesund“, „schön“ und „technisch perfekt“ keine Gegensätze sein müssen. Mit den zart anmutenden ausziehbaren Esstischen und den Kücheninseln mit stufenlos höhenverstellbarer Arbeitsplatte behauptet man international die Themenführerschaft im Küchenbereich. „Dass uns etliche Messebesucher in Mailand für ein italienisches Unternehmen hielten, nehme ich als Kompliment“, sagt Team-7-Chef Georg Emprechtinger.

Die Linee-Küche von Team7
Die Linee-Küche von Team7 © (c) bazzoka63

Gefragt nach neuen Trends gibt er sich verhalten: „Uns geht es nicht um Moden, sondern darum, immer wieder Klassiker von morgen zu schaffen.“ Ein großes Thema zog sich beim Messestand von Team 7 heuer aber durch: die Küche als offener Wohnbereich. Und mit der Vorliebe für Holz ist Team 7 längst nicht mehr allein. „Mailand bestätigt den starken Trend zu Naturhölzern und Nachhaltigkeit im Designbereich, es gibt immer mehr Möbel mit Sichtholz“, sagt etwa ADA-Vorstand Gerhard Vorraber, dessen Unternehmen heuer unter der Marke Rosenthal einen Messeauftritt hatte. „Neben Porzellan produzierte die Firma früher schon eigene Polstermöbel, die neue Kollektion wird von uns in Österreich hergestellt.“ Die neue Rosenthal-Möbelkollektion spiegelt gleich zwei internationale Möbeltrends wider: Neben dem Bekenntnis zu mehr Sichtholz zeigt sich hier auch der in Mailand heuer stark vertretene Retrotrend: Die Wiederentdeckung von Möbelklassikern aus allen Jahrzehnten hat Hochsaison.

"Nephele" von Rosenthal/ADA: Die Reedition eines italienischen Lounge-Sessel-Entwurfs von 1978 © ADA/ROSENTHAL