Er selbst wird nach einem Kreuzbandriss, den er sich beim Training in den USA Ende November zugezogen hat, bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang fehlen. Eine Rückkehr von Felix Neureuther in den Weltcup wird es erst in der kommenden Saison geben. Statt Weltcuppunkte zu sammeln, hat der WM-Silbermedaillengewinner von Schladming geheiratet, ist Vater geworden, bei einem Anbieter für Lawinenairbag-Rucksäcke als Teilhaber eingestiegen – und macht sich Gedanken über die Zukunft des Skisports im Allgemeinen und der Olympischen Spiele im Speziellen.

Sie haben zuletzt das Internationale Olympische Komitee (IOC) hart kritisiert und ihm ein zu kommerzielles Ausschlachten des Sports vorgeworfen. Hat es darauf Reaktionen gegeben?
Ja, die gibt es immer. Aber das System ist leider so eingefahren, dass es erst einen richtig großen Knall geben muss, damit sich etwas ändert. Im Sinne des Sports muss es leider so sein.

Wann wird es diesen großen Knall geben?
Eigentlich ist er ja schon längst passiert, wenn man die ganzen Bürgerentscheide gegen Olympia anschaut. Wenn wie zuletzt ein so sportbegeistertes Land wie Tirol sich gegen Olympische Spiele ausspricht, dann ist das für mich der Urknall.

Was halten Sie von der aktuellen Idee einer Bewerbung einer ganzen Region für 2026 von Graz über Schladming bis nach Tirol und Bayern?
Das wäre perfekt, weil es das absolut richtige Zeichen wäre. Man sollte zu den Wurzeln zurückkehren. Der Sport sollte im Vordergrund stehen und nicht der Kommerz. Der olympische Gedanke war immer ein Vorbild für die Welt in Sachen Fair Play, respektvoller Umgang mit anderen, Integration vorleben, etc. Leider hat sich das aber in die falsche Richtung entwickelt. Es braucht daher ein neues System – ohne Korruption, damit bei Zuschauern und Sportlern nicht der Eindruck dominiert, ein paar Funktionäre streifen nur das Geld ein.

Ein Argument für diese Vergaben ist aber, dass dort neue Märkte erschlossen werden können.
Das schon, aber was bringt eine Markterschließung, wenn man dafür die Natur zerstört, Menschen unfreiwillig umgesiedelt werden müssen, wenn Milliarden von Euro ausgegeben werden für gigantische Bauten, damit an Orten wie Sotschi, Pyeongchang oder Peking Olympische Spiele stattfinden können? Das ist für mich nicht der Gedanke von Olympia. Oft ist weniger mehr.

Apropos weniger ist mehr: Das Ende der Kombination ab 2020 ist damit ein Schritt in die richtige Richtung?
Absolut, ja. Was hat eine olympische Medaille für eine Wertigkeit, wenn du pro Sportart eine Vielzahl gewinnen kannst – egal ob bei den Alpinen, im Langlauf, im Biathlon oder wenn im Schwimmen Michael Phelps zehn Goldmedaillen gewinnen kann? Entschuldigung – aber was bringt das? Man muss die Menschen wieder bei den Emotionen packen und das schafft man nur, wenn man die Wertigkeit der einzelnen olympischen Medaille wieder nach oben schraubt.

Bewerbe wie die derzeit in Städten veranstalteten Parallelslaloms sind damit nicht „olympiareif“?
Genau, für Olympia sind sie der falsche Weg.

Nur Weltcup-Marketing?
Absolut.

Und sportlich gesehen ...
... ist es wertlos. Man darf nie die Tradition vergessen. Natürlich sind diese Bewerbe für die Zuschauer attraktiv. Aber da muss man eine eigene Serie daraus machen, die nichts mit dem Skiweltcup zu tun hat.

Ausblick Olympia: Sie fehlen verletzungsbedingt, wie heißen Ihre Favoriten für den Slalom?
Das geht nur über einen: den Marcel.

Egal wie die Bedingungen in Südkorea sind?
Das ist ja auch das Schöne an Olympischen Spielen: dass man auf Verhältnisse trifft, auf die man nicht so vorbereitet ist. Aber wenn sich wer schnell auf andere Bedingungen umstellen kann, dann ist das der Marcel. Er wird auch in Südkorea nicht viele Skitage brauchen, um sich auf die Schneeverhältnisse dort einstellen zu können.

Und im Riesentorlauf?
Auch da geht es nur über Marcel Hirscher. Was der zuletzt gezeigt hat, ist „outstanding“. Wenn er keine Fehler macht, wird er unschlagbar sein.