Auch einen Tag nach dem Sieg in Russland (dem ersten Auswärtssieg in Russland in einer Qualifikation überhaupt) wollte sich Marcel Koller nicht festnageln lassen, was das Team noch erreichen kann. "Da hängt viel von der Fitness der Spieler ab und in welcher mentaler Verfassung sie sind."

Starke Entwicklung

Wiewohl er gestehen musste: "Es sieht jetzt gut aus." Darum laufe im Hintergrund auch schon die Suche nache einem optimalen Quartier in Frankreich. Dann lobte Koller die Entwicklung der Mannschaft in den vergangenen dreieinhalb Jahren. "Die Spieler spüren jetzt auch auf dem Platz, dass sie nicht nur gut spielen können, sondern auch erfolgreich und dass sie Spiele in der Schlussphase entscheiden können."

Warum das Nationalteam so stark ist - in der aktuellen Qualifikation die drittbeste Mannschaft Europas - hat für den Schweizer mehrere Gründe. "Natürlich die Qualität, aber auch die Tatsache, dass sich die Spieler gut kennen, gerne zum Team kommen und hier ihre Probleme, die der eine oder andere hat, beiseite legen."

In der Europaspitze will er seine Mannschaft aber noch nicht einordnen. "Wir sind auf einem guten Weg. Aber es gibt immer noch Dinge, die nicht so gut passen. Seien es die Wege in der Defensive, wo sich der eine oder andere in den Hintern kneifen muss oder in der Offensive, wo wir die Chancen noch besser nützen müssen, damit es am Ende nicht wieder so spannend wird.

Feier im Flieger

Nicht spannend, aber umso ausgelassener ging es auf dem Heimflug zu. In der Luft entlud sich die ganze Anspannung, erst 11.000 Meter über dem russischen Boden kam bei den österreichischen Nationalfußballern der Jubel hoch, pure Freude machte sich breit. Die Spieler wussten, bei allen Rechenspielen und theoretischen Möglichkeiten: Die EM in Frankreich ist so gut wie erreicht. 

Verarbeitung

Die lange Wartezeit auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo, von wo aus unmittelbar nach dem 1:0-Erfolg über die Mannschaft von Fabio Capello die Heimreise angetreten wurde, war noch von äußerlicher Ruhe, aber innerer Erregung geprägt. "Wir müssen das alles erst rchtig aufnehmen, aber es ist schon cool", meinte etwa Zlatko Junuzovic, der Beste des österreichischen Team an diesem Abend. Auch ihm war ebenso wie dem Torschützen Marc Janko und den übrigen Kickern der Verarbeitungsprozess nach einem extrem aufregenden Match noch ins Gesicht geschrieben.

Schlachtgesänge

Aber als die Sonderflug-Maschine der Austrian Airlines die Reseiflughöhe erreicht hatte, setzte sich an Bord die ungehemmte Freude durch. Gesänge ("Immer wieder Österreich" etc.) wurden intoniert, im vorderen Bereich fungierte Marko Arnautovic als Stimmungsmacher und ließ praktisch bis zur Landung auf dem Wiener Flughafen nicht mehr locker. Im hinteren Teil des bis auf den letzten Platz gefüllten Fliegers steckte Herbert Prohaska die Mitreisenden an. Der bald 60-Jährige Jahrhundertfußballer war 1998 als Teamchef zur Weltmeisterschaft nach Frankreich gekommen, die bisher letzte sportliche erreichte Qualifikation. "Nächstes Jahr kann ich Frankreich auf jeden Fall mehr genießen", meinte "Schneckerl".