Eine Mutter mit Kind. Verzweifelt auf den Bahngleisen im ungarischen Bicske liegend. Eine erschütternde Aufnahme, die in der New York Times ebenso abgebildet wurde wie im Daily Telegraph oder in der Kleinen Zeitung.

Ikonografie

Das Flüchtlingselend der Durchreisenden in Ungarn hatte plötzlich eine zusätzliche schockierende Komponente bekommen. Das Foto hatte ikonografischen Charakter, war plötzlich ein Symbol: Wie das Napalm-Kind im Vietnam-Krieg, wie die Staubfrau nach dem Anschlag von 9/11. Auch ein Video gab es dazu, das es von der BBC abwärts in fast alle großen Medien schaffte - aber nicht in voller Länge. So konnten nur die wenigsten um die wahre Geschichte dahinter wissen; und vielleicht wollten manche auch gar nicht die wahre Geschichte dahinter kennen, weil man mit Bildern nun einmal gut manipulieren kann. Doch ob nun für den guten oder für den schlechten Zweck: Manipulation ist Manipulation. Und immer falsch. 

Die Geschichte hinter dem Foto

Die Geschichte hinter dem Foto ist eine andere, als sie auf den ersten Blick vorgibt zu sein: Auf dem Video in voller Länge ist zu sehen, wie sich Polizisten um einen Mann und seine Frau scharen, die ihr Baby im Arm hält. Der Mann gestikuliert wild, die Frau weint. Dann drückt der Mann die Frau mit dem Baby im Arm auf die Schienen. Sie sucht am Hals, im Nacken ihres Mannes nach Halt. Mit der anderen Hand hält sie ihr Kind. Der Mann legt sich über seine Frau und das Kind, als ob er sie schützen wollte - doch er war derjenige, der sie auf die Gleise stieß.

Dann kommt die Polizei, schnappt sich den Mann, zerrt ihn weg von seiner Frau, Frau und Baby liegen auf den Gleisen. In diesem Moment haben Fotografen auf den Auslöser gedrückt. Und eine Geschichte erzählt. Aber nicht die ganze:

Das Video aus Bicske