"Die Männer, darunter Iraker, Türken und Pakistani, waren im unteren Teil des Schiffes versammelt worden, denn man wollte Kindern, älteren Menschen und Frauen Vorrang bei der Rettung geben", erzählte die Künstlerin nach Angaben der Online-Ausgabe der Tageszeitung "La Repubblica" vom Montag. "Die Männer wollten jedoch davon nichts wissen, sie schlugen uns und schoben uns weg, um sich als erste in Sicherheit zu bringen. Ich bin auch geschlagen worden, doch ich habe es geschafft, zum Hubschrauber zu gelangen. Es war schrecklich, ich werde es nie vergessen."

Die Sopranistin wurde von einem Hubschrauber des italienischen Heeres gerettet und unterkühlt ins Krankenhaus der apulischen Stadt Lecce eingeliefert. "Ich habe an Bord auch viel Solidarität erlebt. Menschen nahmen sich an der Hand und machten sich gegenseitig Mut. Sie sagten: 'Wir werden es schaffen'", so die Sängerin.

Über Schlägereien an Bord berichtete auch der griechische Lkw-Fahrer Christos Perlis. "Die Menschen traten sich gegenseitig, um in den Hubschrauber einzusteigen. Wir haben versucht, für Ordnung zu sorgen und Kindern und Frauen den Vorrang bei der Rettung zu geben. Einige Männer haben jedoch begonnen, uns zu schlagen, weil sie als erste zum Helikopter gelangen wollten", sagte der 32-Jährige.

Ein türkischer Passagier, Saadet Bayhan, berichtete, dass kein Brandalarm ertönt sei. "Die Passagiere haben sich gegenseitig geweckt. Wir haben eine Situation wie an Bord der Titanic erlebt. Zum Glück sind wir nicht zugrunde gegangen", berichtete der Passagier.

Fünf Militärs der italienischen Marine wurden bei der Rettungsaktion verletzt. Vier von ihnen mussten wegen Rauchgasvergiftungen behandelt werden. Ein weiterer Armeeangehöriger brach sich bei der Rettungsaktion ein Bein.

Die griechische Gesellschaft ANEK, die die Unglücksfähre gechartert hatte, hat inzwischen wieder die Verbindungen auf der Linie Igoumenitsa-Ancona aufgenommen. Die Fähre "Hellenic Spirit" ersetzt die "Norman Atlantic" und wird am Dienstag im Hafen von Ancona in Italien eintreffen.