Nach dem schweren Bergunfall unterhalb der Mannlkarscharte in Krimml (Bezirk Zell am See), bei dem fünf Bergsteiger ums Leben kamen und einer schwer verletzt geboren werden konnte, ist nun einer der Männer identifiziert worden. Es handle sich um einen 34-jährigen Deutschen aus Bayern, sagte Martin Reichholf von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See. "Wir gehen daher davon aus, dass alle Bergsteiger Deutsche sind."

Auch ein Mitglied des Rettungshubschrauberteams des ÖAMTC ist leicht verletzt worden. Ein Steinschlag traf den Mann, als sie zur Unfallstelle aufstiegen, berichtete Ralf Schüller vom ÖAMTC der APA. Er erlitt leichte Prellungen.

Eine Gruppe von Bergsteigern, die etwa 30 bis 50 Meter hinter der verunglückten Seilschaft gegangen ist, habe den Unfall beobachtet, erklärte Reichholf. Der Letzte in der Seilschaft wollte offenbar umkehren, weil es ihm zu riskant wurde. Die Gruppe soll ihm zugestimmt haben. Während des Umdrehens soll dann aber der Zweite in der Gruppe ausgerutscht sein und die gesamte Seilschaft mitgerissen haben, fasst Reichholf die Zeugenaussagen zusammen. "Die letzten Zwei versuchten den Sturz noch mit Pickeln zu halten, jedoch vergeblich", schilderte Franz Gensbichler, Einsatzleiter der Bergrettung Krimml. 

Die sechs Bergsteiger seien zunächst etwa 100 Meter abgestürzt und auf einer Felsnase gelandet. Von dort aus dürfte die Seilschaft noch einmal etwa 100 Meter in die Tiefe gefallen sein. Gegen 15.40 wurde die letzte Leiche mit dem Rettungshubschrauber ins Tal gebracht. Der Einsatz gestaltete sich schwierig, da die Unfallstelle steinschlaggefährdet war. "Derzeit sind die Gletscher extrem eisig und es braucht viel Erfahrung. Dazu kommt auch eine große Steinschlaggefahr", so Franz Gensbichler. Er rät nicht erfahrenen Alpinisten bei diesen Verhältnissen von solchen Touren ab. 

Der Zustand des Überlebenden sei kritisch, sagte Martin Reichholf von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See. Der Verletzte erlitt ein Polytrauma.

Absturz einer Seilschaft "ungewöhnlich"

Der Absturz einer gesamten Seilschaft wie bei dem Bergunfall unterhalb der Mannlkarscharte in Salzburg sei "eher ungewöhnlich", sagte Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung Tirol. Grundsätzlich sei es aber die richtige Wahl gewesen, angeseilt zu gehen. Ein derart tragisches Ereignis sei Spiegl in seiner Bergretterkarriere jedoch noch nicht untergekommen.

Wie es zu dem Unglück kam, ist derzeit noch unklar. Die Alpinpolizei ist dabei, den Unfallhergang zu erheben. Die Einsatzkräfte wurden kurz nach 10.00 Uhr alarmiert. Der Rettungshubschrauber brachte den Schwerverletzten in das Unfallkrankenhaus Salzburg. Der erste der tödlich verunglückten Bergsteiger wurde inzwischen mit dem Polizeihubschrauber Libelle geborgen.

Martin Reichholf von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See
Martin Reichholf von der Bezirkshauptmannschaft Zell am See © Salzburger Nachrichten/Salzburger Woche/Franz Brinek

Schwierige Bergung

Der Unfallort befindet sich rund eineinhalb Kilometer südlich der Zittauerhütte auf 2.328 Metern Seehöhe in der Reichenspitzgruppe beim Wildgerloskees in Krimml. Die Bergung gestalte sich schwierig. "Die Einsatzkräfte müssen durch unwegsames Gelände zu Fuß gehen, um an die Unglücksstelle zu kommen", schilderte Reichholf. Zudem herrsche Steinschlaggefahr.

Die Bergsteiger dürften unterhalb des Gletschers auf über 3.000 Meter Seehöhe verunglückt sein. Dort habe sich früher noch ein Gletscher befunden, der sich nun aber zurückgezogen habe. Daher sei dort das Gestein sehr locker, sagte Reichholf.

Laut ORF Salzburg ist es derzeit noch unklar, ob es sich bei den Verunglückten um Einheimische handelt. Die Besatzung eines Polizeihubschraubers wird die Leichen der Alpinisten bergen.

© Kleine Zeitung Grafik/Pichler

"Abstand einhalten"

Es sei schwierig den Seilverlauf so zu wählen, dass er passt, erklärte sagte Hermann Spiegl, Landesleiter der Bergrettung Tirol. Dabei würden viele Faktoren eine Rolle spielen. Wichtig sei jedoch, dass alle Mitglieder der Seilschaft stets darauf gefasst sind, dass jemand stürzen könnte. "Man sollte immer am gespannten Seil gehen und den Abstand der Seillänge auch einhalten", meinte der Bergretter. Denn wenn das Seil durchhängt, würde der Gestürzte sehr schnell Fahrt aufnehmen und die weiteren Mitglieder der Seilschaft mitreißen.

"Sehr viel Pech"

Durch die gestiegene Anzahl an Menschen, die in den Bergen unterwegs sind, sei generell zwar auch ein Anstieg an Bergunfällen zu verzeichnen, jedoch nicht in demselben Ausmaß. "Bei den Pionieren früher hat es noch mehr dramatische Unfälle gegeben, aber durch die bessere Ausrüstung und teilweise auch das bessere Wissen der Bergsportler sind diese sehr zurückgegangen", sagte Spiegl. Bei dem Unfall am Sonntag in Salzburg müsse auch "sehr viel Pech" dabei gewesen sein.

Grundsätzlich sei derzeit die ideale Jahreszeit für solche Touren und auch für Gletschertouren. Das Wetter sei stabil und die Tage lang, so der Bergführer. Wichtig sei jedoch, früh genug los zu gehen, da Gewitter eher am Nachmittag auftreten würden. Auf den Gletschern seien die Spalten und damit auch die größten Gefahrenstellen gut zu sehen, da sie nicht von Schnee verdeckt sind.

Durch den Klimawandel und den Rückgang der Gletscher sei die Gefahr von Steinschlag in Gletschergebieten in den vergangenen Jahren allerdings angestiegen. Auch loses Gestein sei durch das Abschmelzen vermehrt vorhanden. Hier gelte es zwar aufzupassen, allzu große Gefahr sehe der Bergretter diesbezüglich jedoch nicht.