Eine Schlange wird in der Staatsoper zum Hochzeits-Crasher. Die von Regisseur Tom Morris ausgerichtete Vermählung von Orfeo und Euridice endet in einem Fiasko, nach dem der Bräutigam den Gang in die Unterwelt antreten muss, um die frischverheiratet verstorbene Geliebte zurückzuholen. Was dann auch nicht gelingt. Morris setzt ganz auf eine pittoreske Festivität mit Gästen, deren fantasievolle Kostüme irgendwo zwischen Folklorefest und Fetischclub angesiedelt sind und die ein jähes tragisches Ende findet. Der tragische Verlauf gab Monteverdi Anfang des 17. Jahrhunderts bekanntlich die Gelegenheit, Musik und Theater auf eine Weise zu verknüpfen, die das noch sehr junge Genre Oper überhaupt erst lebensfähig gemacht hat. Leider ist von dem ästhetischen Schock wenig zu spüren, vom Außerordentlichen dieses Werks, von den Wellen der Erschütterung und Verzweiflung sind in der gediegenen, aber mutlosen Inszenierung bis auf Momente abwesend.