Es war eine rauschende Gala. Auch wenn dem Vier-Stunden-Spektakel letztlich der Pfeffer fehlte: zu brav, zu bemüht es allen recht zu machen war die Show. Das Ergebnis: eine pannenfreie, wohlüberlegte, aber nicht gerade spannende Gala.

Die wichtigsten Schlagworte: Inklusion, Diversität, Gleichberechtigung. Viele Frauen kamen auf die Bühne und zu Wort - kein Wunder im Jahr nach dem Weinstein-Skandal. Aber: zu den Gewinnern dieser Verleihung zählten die nominierten Frauen nicht. Greta Gerwigs Mutter-Tochter-Drama "Lady Bird" etwa ging als einziger der nominierten Filme leer aus. Detto Rachel Morrison, die allererste nominierten Kamerafrau in der 90-jährigen Oscar-Geschichte. Abgesehen davon schien es, als seien die Siegertrophäen möglichst gerecht auf alle Nominierten verteilt.

Bei den Gewinnern gab es kaum Überraschungen: Guillermo del Toros 13fach nominiertes Fantasymärchen "The Shape of Water" gewann insgesamt vier Oscars - als bester Film, für die beste Regie, das beste Design und die beste Musik. Schon vorab hatte der Film als großer Favorit dieser Oscarverleihung gegolten. Er verbinde "märchenhafte Inhalte mit visuell berauschenden Effekten" so die Kleinen Zeitung Mitte Februar (die gesamte Filmkritik hier).

Drei Oscars holte der Brite Christopher Nolan mit dem Kriegsdrama "Dunkirk" um die Evakuierung alliierter Soldaten, die in Belgien von den Nazis eingekesselt waren. Zwei gab es für Martin McDonaghs "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri".

Stärkster Moment der Gala: Frances McDormand, mit dem Oscar als beste Darstellerin geehrt, hieß alle nominierten Frauen im Saal aufstehen: ein Aufruf zu mehr Selbstbewusstsein, der auch sichtbar machte, wie unweiblich Hollywood nach wie vor ist: Nur 11 Prozent aller Filme werden von Frauen gemacht. "Frauen habebn Geschcihten zu erzählen. Sprecht mit ihnen!" rief McDormand den versammelten Hollywoodgranden zu.

Gary Oldman, Allison Janney, Sam Rockwell  wurden neben McDormand als beste Schauspieler ausgezeichnet, die Drehbuchpreise gingen an Jordan Peele für "Get Out" und James Ivory für "Call Me By Your Name" - Peele als erster Schwarzer in dieser Kategorie, Ivory als ältester Preisträger der Oscar-Geschichte. Mehr Details zum Ablauf der Oscar-Gala lesen Sie hier in der Zusammenfassung unseres Live-Berichts.

5.45 Uhr:
Nette Geste: Faye Dunaway und Warren Beatty präsentieren den Oscar für den besten Film. Wie im Vorjahr, als sie  schuldlos den falschen Siegerfilm verkündeten, weil die Kuverts vertauscht worden waren.
Das passiert heuer nicht: "Shape of Water" ist der beste aus neun nominierten Filmen. Sicher kein unverdienter Sieg,und Regisseur del Toro sagt etwas sehr Schönes: Er widmet den Oscar der Jugend, "die uns anleitet".

5.40 Uhr:
Beste Hauptdarstellerin: Frances McDormand für "Three Billboards". Einen Oscar hat sie schon für "Fargo". Auch dieser Preis ist keine Überraschung - sie habe sich "mit ihrer Leistung als Mutter auf Rachefeldzug eindeutig und eindringlich für einen zweiten Goldbuben empfohlen" orakelte die Filmkritik der Kleinen Zeitung (hier der ganze Text). McDormand war als trauernde, zürnende Mutter überragend. Und: Mit ihr hat die Gala nun doch noch ihren politischen Moment: In ihrer Dankesrede fordert sie alle nominierten Frauen im Saal auf aufzustehen - alle Schauspielerinnen, Autorinnen, Regisseurinnen, Designerinnen, Komponistinnen etc. "Wir alle", sagt McDormand, haben eine Geschichte zu erzählen. Hört uns zu!" Sie spielt an auf die Unterbeschäftigung und Unterrepräsentiertheit von Frauen in Hollywood. Starke Rede.

5.25 Uhr:
Der Oscar für den besten Hauptdarsteller geht erwartungsgemäß an Gary Oldman. Er stellt in "Die dunkelste Stunde" den britischen Premier Winston Churchill dar - in dicker Maske. "Oldman stattet den Premierminister mit rhetorischer Wucht und gleichzeitiger Feinfühligkeit aus" befand der Kritiker der Kleinen Zeitung (mehr zum Film hier). Der Brite Oldman dankt nebst der Academy und seinen Kooperateuren auch den USA: "für meine Heimat, meinen Unterhalt, meine Familie - und jetzt auch für einen Oscar". An seine 99 Jahre alte Mutter daheim auf der Insel richtet er die Botschaft: "Mama, setzt den Tee auf, ich bring den Oscar heim."

5.15 Uhr:
Guillermo del Toro
wird mit "Shape of Water" bester Regisseur: Seine vierte Nominierung bringt ihm den ersten Oscar. Der Mexikaner del Toro erinnert an seine Herkunft: "Ich bin ein Immigrant", sagt er. Und dass Grenzen dazu da sind, dass man sie zum Verschwinden bringt: "Wir brauchen keine Mauern", erinnert der Regisseur an Trumps Plan, die USA durch eine Mauer von Mexiko abzuschotten. Dann dankt er der Academy - auch im  Namen aller seiner Familienangehörigen. Und wir halten bei drei Oscars für "Shape of Water". Gleichstand mit "Dunkirk".

5.05 Uhr:
Die beste Filmmusik schrieb - wieder einmal - Alexandre Desplat. Diesmal für "Shape of Water". Für den Film ist es Oscar Nr. 2, für Desplat auch. Er gewann schon einen Oscar für die Musik zu "The Grand Budapest Hotel". Bester Filmsong: "Remember Me" aus dem Animationsfilm "Coco".

Die Oscar-Songs sind ja immer eher balladesk. Heuer war es aber besonders arg. Da zog sich  das unvermeidliche Absingen der nominierten Werke ganz schön hin. Detto die vielen offiziellen Einspieler über tapfere Frauen, tapfere Soldaten, tapfere Bürgerrechtler, die die Academy Awards heuer begleiteten.

4.50 Uhr:
Das erste Mal in 90 Oscar-Jahren überhaupt wurde eine Frau in der Kategorie "Beste Kamera" nominiert. Der Oscar geht aber an Roger A. Deakins für "Blade Runner 2049". Sicher nicht ganz unverdient: Deakins war schon 14mal oscarnominiert, und das ist sie erste Trophäe, die er gewinnt. Wenn das immer so ist, könnte es also noch schwer werden für Rachel Morrison. Aber ihren Namen merken wir uns jetzt trotzdem auch.

4.40 Uhr:
Jordan Peele gewinnt den Oscar für das beste Originaldrehbuch für seinen Horrorfilm "Get Out". Als erster Afroamerikaner in dieser Kategorie. Er habe nicht gedacht, sagt er in seiner Dankesrede, dass je jemand das Projekt unterstützen würde - der Film, der für die  Ausbeutung Schwarzer durch Weiße überraschende (und überraschend schaurige) Bilder findet, war dann übrigens einer der erfolgreichsten des Jahres 2017.

4.37 Uhr:
James Ivory
gewinnt den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch mit seinem Script für "Call Me By Your Name". Das ist doch schon was. Schöner Erfolg für den Veteranen, dessen Film "Zimmer mit Aussicht" schon anno 1985 drei Oscars einheimste. Ivory ist 89 - und damit der älteste Oscar-Gewinner, den die Welt bisher gesehen hat. Agnes Varda, heuer in der Doku-Kategorie nominiert, ist zwar noch acht Tage älter als er - sie hat aber nicht gewonnen.

4.35 Uhr:
Und dann passiert doch noch was: Ashley Judd, Annabella Sciorra und Salma Hayek halten gemeinsam ein Plädoyer für Inklusion und Diversität und laden alle ein, sich mit ihnen für Gleichberechtigung zu engagieren. Geht doch. Und jetzt kommen auch die letzten, wichtigsten Kategorien.

4.25 Uhr:
Von Preisen in 24 Kategorien sind mittlerweile 15 vergeben. "Dunkirk" liegt mit 3 Oscars voran. Das ist schon fast das Spannendste, was sich von Hollywoods größter Gala 2018  berichten lässt. Nicht einmal der bekannt bissige Comedian Dave Chapelle, der einen der nominierten Songs präsentiert, bringt Leben in die Bude. Alles wahnsinnig gut gemeint, aber außerordentlich unspannend. immerhin wird auf Diversität geachtet. Das sollte man 2018 aber auch nicht mehr extra bejubeln müssen.

4.15 Uhr:
Bester Kurzfilm: "The Silent Child" von Chris Overton und Rachel Shenton. Der Film erzählt von einem kleinen gehörlosen Mädchen, das die Gebärdensprache lernt. Die Dankesrede wird auch in Gebärdensprache gehalten. Beste Kurzdoku: Frank Stiefels "Heaven Is A Traffic Jam On the 405" - ein Porträt der von psychischen Erkrankungen geplagten Künstlerin Mindy Alper.
Kurzes Zwischenresümee gefällig? Halleluja, ist diese Gala fad. Mehr Vanille geht ja fast nicht. Hart.

4.10 Uhr:
Jimmy Kimmel
ist für schräge Show-Einlagen immer gut. Heute sucht er mit einer Handvoll Superstars das Nachbarkino auf dem Hollywood Boulevard heim. Gald Gadot, Lupita N'yongo, Margot Robbie, Guillermo del Toro, Mark Hamill, Armie Hammer  & Co. verteilen Süßigkeiten  - und Würstchen mit der Hot Dog-Kanone. Das Publikum flippt aus, drüben auf der Oscar-Party fühlen sie sich wahrscheinlich gerade wie die Hochzeitgäste, die beim Brautstehlen keiner zum Mitkommen aufgefordert hat.

4.00 Uhr:
Der Preis für den besten Filmschnitt gewinnt Lee Smith für Dunkirk. Christopher Nolans Kriegsdrama liegt jetzt überraschend mit drei Oscars voran. Der Film beschriebt die Evakuierung von 300.000 eingekesselten alliierten Soldaten im Zweiten Weltkrieg.  "Die in drei Akten - zu Lande, zu Luft und zu Wasser - erzählte Geschichte trifft ins Herz und geht durch Mark und Bein", resümierte die Kleine Zeitung-Kritik im Juli 2017.

3.45 Uhr:
Der Oscar für visuelle Effekte geht an "Blade Runner 2049". Gehört sich aber auch, dass dieser bildmächtige Film gewinnt. Insgesamt aber ist das bisher heuer eine ein bisschen angestrengt ausgewogene Oscar-Show. Fast wie beim Kinderskirennen, wo jeder Teilnehmer eine Medaille gewinnt, damit nur ja keiner weint. Hm. Und noch eine kurze, aber nötige  Zwischenbemerkung: Den Kommentaren von Lillian Moschen und Alexander Horwarth im ORF zuzuhören ist heuer eine Freude. Die Moderatorin ist ein echter Zugewinn.

3.40 Uhr:
Bester Animationsfilm wird "Coco", eine erstaunlich tiefsinnige und dabei witzige Erzählung von Tod und Vergänglichkeit. Es gab Stimmen, die bedauerten, dass  "Coco" nicht überhaupt in der Kategorie "Bester Film" nominiert wurde. Der Oscar für den besten animierten Kurzfilm geht an "Dear Basketball". Regisseur ist Glen Keane. Das Drehbuch hat Basketball-Superstar Kobe Bryant geschrieben - er dankt seiner Frau auf Italienisch.

3.30 Uhr:
Beste Nebendarstellerin wird Allison Janney. Diesen Sieg hatten viele erwartet. Janney spielt in "I, Tonya" die Mutter der Eistänzerin Tonya Harding - eine kettenrauchende, mieselsüchtige und völlig überkandidelte "Eislaufmutti". Die begnadete Komödiantin überrascht mit dem Satz "Ich war das ganz allein" - um dann, während das Publikum noch erstaunt kichert,  e das übliche Dankesprogramm herunterzurattern. Gut gemacht.

3.25 Uhr:
Hollywoodlegende Rita Moreno präsentiert den Oscar für den besten Auslandsfilm - und der geht nach Chile, an "Eine fantastische Frau" von Sebastián Lelio. Damit ist auch das Thema Transgender in Hollywood angekommen. Der Film handelt von einer Transgender-Frau, die sich nach dem Tod ihres Partners vor seiner Familie und der Gesellschaft das Recht zu trauern erkämpfen muss. Ausgestochen hat Lelios Film unter anderem Ruben Östlunds Kunst-Satire "The Square und Ildiko Enyedis "Körper und Seele", der 2017 den Goldenen Bären in Berlin gewann.

3.10 Uhr:
Der Oscar für Produktionsdesign und Ausstattung geht an "Shape of Water". Mehr als eine Stunde hat es gedauert, bis der 13fach nominierte Film erstmals ausgezeichnet wurde.

3.05 Uhr:
Der Oscar für den besten Soundschnitt geht an das Weltkriegsdrama "Dunkirk". Der für den Soundmix auch. Das wird sich auf den Filmplakaten sicher gut machen. Und: Mit dem Doppelschlag liegt "Dunkirk" - insgesamt achtmal nominiert - im ersten Drittel der Gala preisemäßig klar voran. Und erste Fans fangen an, sich um ihre Favoriten Sorgen zu machen:

2.45 Uhr:
"Icarus" von Bryan Fogel wird als beste Doku ausgezeichnet. Fogel hat für einen Film die Dopingversuche von Amateursportlern nachgezeichnet - und ist dabei auf einen Dopingskandal internationalen Ausmaßes gestoßen. Wen's interessiert: "Icarus" ist bereits auf Netflix zu sehen.

2.30 Uhr:
Die Bühne dieser Oscar-Gala ist übrigens wieder einmal unglaublich spektakulär. Wie eine riesige Kristallgeode mit mobilen Videowänden, auf die dan barocke Palastinterieurs projiziert werden. fast wie, genau: Kino. Ach ja, und der Oscar für die beste Haar und Make-up geht an "Darkest Hour". Die Trophäe für Kostümdesign geht an Mark Bridges für "Der seidene Faden" - wie sollte es auch anders sein bei einem Film über einen exquisiten Schneider.

Die Oscar-Bühne 2018
Die Oscar-Bühne 2018 © KK

2.20 Uhr:
Der erste Oscar des Abends geht traditionell an den besten Nebendarsteller. Und Sam Rockwell gewinnt! Er war der große Favorit in der Rolle eines rassistischen Cops in "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri". Der 49-Jährige ist als Charakterdarsteller zwar ganz gut im Geschäft. Aber vielleicht gehen sich für ihn jetzt auch endlich einmal Hauptrollen aus. Verdient hätte er sich's.

Sam Rockwell hat heute Grund zum Feiern.
Sam Rockwell hat heute Grund zum Feiern. © APA/AFP/KYLE GRILLOT

2.15 Uhr:
Kimmel freut sich, dass der Oscar keinen Penis hat ("So gibt's wenigstens da keine Probleme") und verspricht dem Oscar-Gewinner, der die kürzeste Rede hält, einen brandeuen Jetski. Man wird ja sehen, ob sich Hollywoods Elite davon locken lässt.

2.05 Uhr:
Moderator Jimmy Kimmel, im Hauptberuf Talkshow-Host, war bis vor einem Jahr ein politisches Leichtgewicht, mittlerweile hat er sich als scharfer Trump-Kritiker profiliert. Er beginnt seinen Begrüßungsmonolog mit Witzen über die legendäre Kuvertverwechslung 2017, wegen der fälschlicherweise "La La Land" statt "Moonlight" als bester Film verkündet wurde. Dann geht es gleich einmal um Harvey Weinstein. Und um die Gagen-Ungleichheit zwischen Männern und Frauen.

1.59 Uhr:
Sehr unterhaltsam: ProSieben kriegt auf dem roten Teppich keine Promis zum Interview. In der Not interviewt man sich halt selbst. Im ORF kommentieren sich derweil Alexander Horwath und Lillian Moschen die Seele aus dem Leib.

1.55 Uhr:
Eines fällt jedenfalls auf: Nach all den schwarzen Kleidern und #TimesUp-Ansteckern bei der Golden Globes-Gala vor einem Monat ist die demonstrative Unterstützung der #MeToo-Bewegung offensichtlich vorbei. Protagonistinnen haben angekündigt: Jetzt geht's nicht mehr um Bekenntnisse, sondern um Action. Wir werden ja sehen, ob das heute Nacht schon gilt.

1.45 Uhr:
Langsam leert sich's auf dem roten Teppich, alles drängt in den großen Saal des Dolby Theatre. Vorab würde spekuliert, welche berühmten Hollywood-Herren den Abend wohl auslassen werden, um nicht unverhofft ins Visier genommen zu werden. Casey Affleck, Oscar-Sieger des Vorjahres, ist zum Beispiel von der traditionellen Übergabe des Preises für die beste Hauptdarstellerin zurückgetreten. War wohl sicherer so: Auch ihm haben Mitarbeiterinnen vor Jahren sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Stark vertreten sind heute jedenfalls die Königinnen von Hollywood: Nicole Kidman und Helen Mirren in Blau, Jennifer Lawrence und Sandra Bullock in Silber, Lupita N'yongo in Gold, Jane Fonda in Weiß.

Ganz in Rosa: Saoirse Ronan, Laurie Metcalf auf dem roten teppich
Ganz in Rosa: Saoirse Ronan, Laurie Metcalf auf dem roten teppich © Jordan Strauss/Invision/AP

Saoirse Ronan, für den Oscar als Hauptdarstellerin nominiert, trägt Rosa und stellt in den Interviews ihren entzückenden irischen Akzent zur Schau. Unglaublich aufgeregt: Timothée Chalamet im weißen Anzug. Was kein Wunder ist, wenn man mit 22 für einen Hauptdarsteller-Oscar nominiert wird.

1.30 Uhr:
Trubel auf dem roten Teppich, schöne Menschen in schönen Roben blinzeln im Blitzlichtgewittter. Alles wie immer? Keineswegs. Im Jahr eins nach Harvey Weinstein ist ganz Hollywood nervös. Nicht nur wegen der Oscars. Die heutige Nacht entscheidet auch darüber, wie es mit Initiativen wie #MeToo und #TimesUp" weiter geht. Eine Nacht der politischen Bekenntnisse ist jedenfalls zu erwarten, und wer weiß, ob es auf der Bühne entsprechende Überraschungen gibt.

Für den besseren Überblick: Das sind die Favoriten

Die Favoriten der 90. Oscar-Nacht scheinen bereits festzustehen: Guillermo del Toros düsteres Fantasymärchen "Shape of Water" ist ganze 13 Mal nominiert, Christopher Nolans Kriegsdrama "Dunkirk" acht Mal. Und Martin McDonaghs Provinzthriller "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" immerhin auch noch sieben Mal.

Oscar-Kenner wissen aber: Das heißt noch nicht viel. Es gingen vielfach Nominierte auch schon leer aus. Wer also wird heute Nacht auf den Oscar-Siegerfotos strahlen? Und wer ein Opfer der gefürchteten "Oscar-Snubs"? Wir haben die Nominierten in den wichtigsten Kategorien durchgesiebt. Das sind unsere Favoriten.

Bester Film - 9 Nominierte

"Call Me by Your Name"
"D
ie dunkelste Stunde"
"Dunkirk"
"Get Out"
"Lady Bird"
"Der seidene Faden"
"Die Verlegerin"
"The Shape of Water"
"Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"

Und der Oscar geht an...

Sally Hawkins, Doug Jones in "Shape of Water"
Sally Hawkins, Doug Jones in "Shape of Water" © CENTFOX

„Shape of Water“. Guillermo del Toros ist nicht nur dank 13 Nominierungen der große Favorit der Oscar-Nacht: Die Liebesgeschichte zwischen einer stummen Putzfrau und einem Amphibienwesen berührt auf vielen Ebenen. Allerdings: Martin McDonaghs Drama „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ hat mit Themen wie Verlust, Alltagsrassismus, Läuterung auch gute Aussichten auf die Auszeichnung als bester Film. Unter den insgesamt neun nominierten Filmen haben im Endspurt der Nominierungsphase noch Greta Gerwigs Mutter-Tochter-Drama „Lady Bird“ und Luca Guadagninos schwule Romanze „Call Me by Your Name“ tüchtig Schwung genommen.

Beste Regie - fünf Nominierte

Christopher Nolan, "Dunkirk"
Jordan Peele, "Get Out"
Greta Gerwig, "Lady Bird"
Paul Thomas Anderson, "Der seidene Faden"
Guillermo del Toro, "The Shape of Water"

Und der Oscar geht an...

Filmregisseur Jordan Peele
Filmregisseur Jordan Peele © Richard Shotwell/Invision/AP

Jordan Peele. Er war zwar bisher nur als TV-Komiker bekannt, lieferte ber mit dem Horrorfilm „Get Out“ einen Überraschungshit – und einen fulminanten Kommentar zur Lage der schwarzen US-Bevölkerung. Peele ist in der 90-jährigen Oscar-Geschichte der fünfte Afroamerikaner, der in dieser Kategorie nominiert wird – Greta Gerwig („Lady Bird“) ist die fünfte Frau. Das Rennen wird also wohl zwischen ihnen beiden entschieden.

Beste Hauptdarstellerin - fünf Nominierte

Sally Hawkins, "The Shape of Water"
Frances McDormand, "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"
Margot Robbie, "I, Tonya"
Saoirse Ronan, "Lady Bird"
Meryl Streep, "Die Verlegerin"

Frances McDormand in "Three Billboards"
Frances McDormand in "Three Billboards" © AP

Und der Oscar geht an...

Frances McDormand. Die Charaktermimin  legt in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ein so herzzerreißendes Porträt einer trauernden Mutter hin, dass ihr nach Ansicht vieler der Oscar kaum zu nehmen ist. Die junge Irin Saoirse (sprich: Sörscha) Ronan ist als Titelfigur in „Lady Bird“ aber eine ernst zu nehmende Konkurrenz. Und erst recht Meryl Streep im feministisch angehauchten Aufdeckerdrama „Die Verlegerin“.

Bester Hauptdarsteller - fünf Nominierte

"Call Me by Your Name"
Daniel Day-Lewis, "Der seidene Faden"
Daniel Kaluuya, "Get Out"
Gary Oldman, "Die dunkelste Stunde"
Denzel Washington, "Roman Israel, Esq."

Timothée Chalamet in "Call Me By Your Name"
Timothée Chalamet in "Call Me By Your Name" © AP

Und der Oscar geht an...

Timothée Chalamet. Auch wenn es unwahrscheinlich klingt: Der erst 22-jährige New Yorker hat als junger Liebender in Luca Guadagninos „Call Me by Your Name“ so viele verzaubert, dass er als einer der jüngsten Oscar-Gewinner in die Geschichte eingehen könnte. Die Konkurrenz in seiner Kategorie ist heuer allerdings besonders stark: etwa mit Gary Oldman als Churchill in „Die dunkelste Stunde“ und
Daniel Day-Lewis, der in „Der seidene Faden“ seine angeblich letzte Filmrolle übernahm.

Beste Nebendarstellerin - fünf Nominierte

Mary J. Blige, "Mudbound"
Allison Janney, "I, Tonya"
Lesly Manville, "Der seidene Faden"
Laurie Metcalf, "Lady Bird"
Octavia Spencer, "The Shape of Water"

Stark: Mary J. Blige in "Mudbound"
Stark: Mary J. Blige in "Mudbound" © KK

Und der Oscar geht an...

Mary J. Blige. Sie führt eine recht ausgewogene Konkurrenz an: Die Sängerin legte im Südstaatendrama „Mudbound“ eine
erstaunliche darstellerische Leistung hin. In „I, Tonya“ glänzte Routinierin Allison Janney als völlig irre Eislauf-Mutter. Den Gegenentwurf lieferte Laurie Metcalfe in der Mutterrolle für den störrischen Teenager in „Lady Bird“. Auch Octavia Spencer ist immer für einen Oscar gut.

Bester Nebendarsteller - fünf Nominierte

Willem Dafoe, "The Florida Project"
Woody Harrelson, "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"
Richard Jenkins, "The Shape of Water"
Christopher Plummer, "Alles Geld der Welt"
Sam Rockwell, "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri"

Sam Rockwell spielt in "Three Billboards" einen rassistischen Cop
Sam Rockwell spielt in "Three Billboards" einen rassistischen Cop © KK

Und der Oscar geht an...

Sam Rockwell. Der Kalifornier hat sich als rassistischer Provinzpolizist in „Three Billboards“ als Charakterdarsteller der ersten Liga etabliert – und matcht sich hier mit Co-Darsteller Woody Harrelson. Auch Christopher Plummer, der nach Kevin Spaceys Rauswurf seine Szenen für Ridley Scotts Entführungsdrama „Alles Geld der Welt“ in einem aufwendigen Nachdreh ablieferte, dürfte bei der Academy gut angeschrieben sein.